Rezension

Eins von Eschbachs besten Romanen

Herr aller Dinge - Andreas Eschbach

Herr aller Dinge
von Andreas Eschbach

Bewertet mit 4 Sternen

Japan, 90er Jahre. Hiroshi, Sohn einer armen japanischen Putzfrau, und Charlotte, die Tochter des französischen Botschafters in Japan, werden über zufällige Umstände zu guten Freunden. Den beiden ist der soziale Unterschied völlig egal, nicht jedoch den Eltern, die von der Freundschaft nicht besonders angetan sind. Dieser Konflikt zwischen arm und reich bringt den 10jährigen Hiroshi schließlich auf die Idee, mit einer simplen Erfindung diesen Unterschied für immer aus der Welt schaffen zu wollen. Doch wie? Dies ist der Kerngedanke in Eschbachs Roman, der zusammen mit der ungewöhnlichen, jahrzehntelang andauernden Freundschaft der beiden ungleichen Protagonisten vorangetrieben wird.

Ich gebe zu, am Anfang wusste ich absolut nicht, wohin mich die Geschichte führen würde oder was mir der Autor überhaupt mit der Freundschaft zwischen zwei Kindern in Japan sagen möchte. Da ich aber Andreas Eschbach sehr schätze und ich seinen Schreibstil liebe, fühlte ich mich gut in der Geschichte aufgehoben und war bereit mich überraschen lassen – positiv, wie ich inzwischen beeindruckt sagen darf. Eschbach nimmt sich viel Zeit für die Entwicklung seiner Charaktere, sodass Hiroshis Erfindung zu Beginn fast nur nebenbei behandelt wird. Hier zeigt sich jedoch Eschbachs fantastische Erzählkunst, die es einem erlaubt, sich in die Figuren hineinzudenken und Teil der Geschichte zu werden. Nach und nach kommen schließlich Ideen zu Tage, die nicht nur den eigentlichen Plot, sondern auch die Spannung mit einer immer größeren Geschwindigkeit vorantreiben. Interessante Nebenfiguren und –Handlungen, die sich wunderbar ineinander verweben, machen den Roman zu einem richtigen Lesehighlight. Mehr darüber zu verraten, würde lediglich Spoiler mit sich bringen, daher nur soviel: Hiroshis Vision, jeden Menschen auf der Welt reich machen zu können, nimmt mit der Zeit Gestalt an und ruft damit finstere Mächte auf den Plan…

„Herr aller Dinge“ ist unterm Strich keinem bestimmten Genre zuzuordnen. Gesellschaftsroman, Wissenschafts-Thriller, Science-Fiction – von allem ist etwas dabei. Plus natürlich eine wundervolle Geschichte über Freundschaft und die Überwindung sozialer Schichten. Für Eschbach-Fans ein Muss. Für alle anderen auch!  

Kommentare

sphere kommentierte am 21. Februar 2014 um 11:22

Hast du dazu auch "Das schwarze Messer" gelesen? http://wasliestdu.de/andreas-eschbach/das-schwarze-messer

Es soll laut Kurzinfo eine thematische Erweiterung von H.a.D. sein...18 Seiten, Kurzgeschichte