Rezension

Eintauchen in die Welt der Bücher

Die Seiten der Welt
von Kai Meyer

Bewertet mit 5 Sternen

Furia Salamandra Faerfax lebt mit ihrem Vater Tiberius und dem kleinen Bruder Pip auf einem sehr versteckt liegenden und ruhigen Herrenhaus irgendwo auf dem Lande in England. Auf den ersten Blick könnte man meinen, hier lebt eine „ganz normale“ Familie. Aber wenn das so wäre, hätte man wahrscheinlich kein Buch von Kai Meyer in der Hand.
Und in der Tat hat sich Tiberius mit seinen Kindern hierher zurückgezogen, um ihren Verfolgern der Adamitischen Akademie, einem diktatorischen System in der heimlichen Welt der Bibliomantik, zu entkommen. Bislang ist ihnen das gelungen, aber die Häscher kommen ihnen immer näher.
Furia, eine Bibliomantin wie ihr Vater, erwartet sehnsüchtig ihr Seelenbuch. Denn erst wenn das Seelenbuch sie gefunden hat, werden sich ihr die bibliomantischen Fähigkeiten vollständig erschließen und sie wird fortan mit Hilfe des Seelenbuches die Magie der Bücher für sich nutzen können. Sie wird dadurch Zugang zu den Refugien erlangen, die ihr derzeit noch verschlossen sind. Mit der Magie der Bücher und mit Hilfe ihres Seelenbuches kann sie Entfernungen in Sekundenbruchteilen überwinden und sich gegen ihre Gegner behaupten. Dabei hat sie aber immer die Wahl zwischen Gut und Böse, diese Wahl klug zu treffen und auch zu erkennen, wer Freund, wer Feind ist, das ist ein langer Lernprozess, den zu durchlaufen Furia aber nicht die Zeit hat.
Während eines gemeinsamen Sprungs mit ihrem Vater in eine andere Welt wird dieser verletzt. Es gelingt Furia zwar noch, ihn wieder mit nach Haus zu schaffen, aber er überlebt den Angriff, dem beide ausgesetzt waren, nicht. In der Folge wird Furias kleiner Bruder Pip im Auftrag der Adamitischen Akademie entführt und Furia setzt alles daran, ihn zu finden und zu retten. Während der nun folgenden abenteuerlichen Geschichte lernen wir als Leser quasi gemeinsam mit der Protagonistin die Welt der Bibliomantik und die unterschiedlichen Refugien kennen.

Nicht immer ist sich Furia sicher, wem sie in dieser für sie so neuen und fremden Welt trauen kann und wer Gefahr bedeutet. Sie begegnet Anhängern der Akademie ebenso wie einer Gruppe von Rebellen, die sich in den Wäldern vor der geheimnisvollen Stadt der Bücher Libropolis, versteckt halten. Wobei vor der Stadt auch ebenso gut hinter oder über oder unter der Stadt sein könnte, die Grenzen und unsere üblichen Denkweisen von Geographie werden hier einfach aus den Angeln gehoben und doch folgen wir Kai Meyer in Gestalt seiner Furia mühelos von der einen Welt in die andere, betreten neue Refugien, die wir uns Momente zuvor noch nicht vorstellen konnten und hoffen wir mit ihr gemeinsam, dass sie am Ende ihren Bruder finden wird.
Auch dieser neue Roman von Kai Meyer hat mich wieder begeistert, wie so viele andere vorherige auch. Besonders reizvoll ist es, das diese phantastischen Abenteuer in einer Welt der Bücher spielt, auch wenn es einem manchmal beinahe körperlich wehtut, wie hier auch mit Büchern „umgegangen“ wird. Aber das ist wohl notwendig, denn nicht aus allen Büchern erwächst Gutes. Wobei – eigentlich kommt das Böse doch eher immer auch den Zielen der Menschen/ Bibliomanten, die den Büchern ihren Willen aufzwingen.
Ein Muss für alle Kai-Meyer-Fans und für Fantasyfreunde auch.