Rezension

Eintauchen in eine Geschichte voller Überraschungen

Die verborgenen Stimmen der Bücher - Bridget Collins

Die verborgenen Stimmen der Bücher
von Bridget Collins

Bewertet mit 5 Sternen

Nach einer schweren Erkrankung ist Emmett noch immer zu schwach für die Arbeit auf dem elterlichen Bauernhof. Trotzdem ist er überrascht, als ihn seine Eltern wegschicken. Er soll als Lehrling zur Buchbinderin Seredith, die abgeschieden in den Sümpfen lebt. Bücher sind in seiner Familie schon immer ein Tabuthema gewesen, und jetzt soll es sich dabei um ein gutes Handwerk handeln? Doch auch bei Seredith bekommt er keine Bücher zu Gesicht, sondern lernt alles über deren Veredelung. Bald beginnt Emmett zu ahnen, dass ihm einige wichtige Dinge verheimlicht werden. Die haben nicht nur mit Büchern zu tun, sondern auch mit ihm selbst…

Das Buch zieht mit seinem blauen Schnitt und einem knallroten Lesebändchen die Blicke auf sich. Neugierig begann ich mit der Lektüre und wusste nur, dass es um Buchbinderei geht. Bücher bekommt Emmet jedoch fürs erste nicht zu Gesicht. Er hatte vor vielen Jahren einmal eins auf dem Jahrmarkt erstanden, und das hat ihm sein Vater sofort weggenommen. Doch nun wurde er von der Binderin Seredith ausgewählt. Auf dem Hof ist er nach seiner Krankheit noch keine große Hilfe, sodass seine Eltern ihn tatsächlich schon am nächsten Tag wegschicken.

Was für eine Krankheit Emmett überhaupt hatte weiß er selbst nicht so recht, er kann sich an diese Zeit auch kaum erinnern. Seredith nennt es Buchbinderfieber und behauptet, dass dies gezeigt hat, dass er selbst das Zeug hat, ein Buchbinder zu werden. Das klingt reichlich mysteriös, und genau wie Emmett fragte ich mich als Leserin, was dahinter steckt. Emmett und Seredith arrangieren sich schnell miteinander, sie bringt ihm alles über Prägungen und die Gestaltung von Vorsatzblättern. Doch wo sind die Bücher? Und wo sind die Kunden? Nur zwei Mal kommt jemand vorbei, und diese Besuche werfen noch mehr Fragen auf.

Das ruhige Leben bei Seredith in den Sümpfen wird schließlich durch einschneidende Erlebnisse unterbrochen. Dabei beantworten sich erste Fragen und man erfährt, das vieles eine Sache der Perspektive ist. Emmett lernt mehrere Personen kennen, die über Macht und Einfluss verfügen und dies zu ihren Zwecken einsetzen. Wie kann er sich in einer solchen Welt positionieren? Das Tempo zieht an, und eine verhängnisvolle Begegnung lässt alles erneut in einem anderen Licht erscheinen.

Das Buch entfaltet sich Stück für Stück und nahm mich mit auf eine Reise. Sobald man glaubt, endlich zum Kern der Geschichte vorzudringen, überrascht diese aufs Neue. Im Mittelteil wird man eine ganze Weile mit in die Vergangenheit genommen, in der es so manches Aha-Erlebnis gab. Auch das letzte Drittel gestaltet sich ganz anders als gedacht. Peu a peu erfährt man mehr über die Welt, in der die Autorin ein historisches England mit Fantasy-Elementen versehen hat. Hier hätte ich mir aber eine noch ausführlichere Ausarbeitung gewünscht. Die fantastischen Elemente mit all ihren Konsequenzen rücken immer wieder in den Hintergrund und der Fokus verlagert sich hin zu einer Liebesgeschichte, von der man lange gar nichts ahnt. Die Umsetzung dieser hat mir aber gut gefallen, sodass mich das Buch gerade wegen seiner häufigen thematischen Kehrtwenden packen konnte.

In „Die verborgenen Geschichten der Bücher“ wird Emmett von seinen Eltern zu einer Buchbinderin in die Lehre geschickt, obwohl Bücher in der Gesellschaft ein Tabuthema sind. Dabei stößt er bald auf zahlreiche Geheimnisse, und die ersten Antworten werfen sogleich weitere Fragen auf. Die Geschichte startet ruhig und nimmt langsam Tempo auf. Sie schlägt immer wieder neue Richtungen ein und entwickelt sich ganz anders als gedacht. Mit den Konsequenzen der fantastischen Elemente, welche die Autorin ins Setting eingebaut hat, hätte das Buch sich noch intensiver beschäftigen können. Insgesamt hat es mir großen Spaß gemacht, in Emmetts Welt einzutauchen, sodass ich eine klare Weiterempfehlung gebe!