Rezension

Einzigartig! Eine Geschichte, die sich heimlich in dein Herz schleicht!

Lied der Weite - Kent Haruf

Lied der Weite
von Kent Haruf

Bewertet mit 5 Sternen

„Lied der Weite“ ist das Auftaktbuch einer Trilogie von Kent Haruf und erzählt über das  Leben im kleinen Städtchen Holt in Colorado. Hier bricht gerade  für die 17 jährige Victoria eine Welt zusammen als sie erfährt, dass sie schwanger ist und  von ihrer eigenen Mutter aus dem Haus gejagt wird. Unerwartete Hilfe kommt von ihrer Lehrerin Maggie, die Ihr jedoch nur  einen befristeten Unterschlupf anbieten kann, da sie selber noch ihren pflegebedürftigen Vater bei sich beherbergt. Verwegen kommt sie auf die Idee, Victoria auf der Farm der zwei   alleinstehenden älteren  Mc Pheron Brüder unterzubringen. Mit  Maggies Überzeugungskraft lassen sie sich überreden und nehmen das junge Mädchen bei sich auf. Für einige Menschen öffnet das einen ganz anderen Blickwinkel in ihrem Leben und  bietet ihnen neue Möglichkeiten.

Mit „Lied der Weite“ hat Kent Haruf einen wunderschönen Roman über das Miteinander in einer Kleinstadt in Colorado erschaffen, der ein literarisches Kleinod ist. Der Schreibstil ist einzigartig. Mit seiner ruhigen, bildhaften und authentischen Erzählweise macht der Autor das Buch zu einem besonderen Leseerlebnis. Er schreibt ehrlich, sachlich, detailgenau und mit einer unglaublichen Beobachtungsgabe von Mensch und Natur.  Seine Charaktere strahlen wenig Emotionen aus, aber irgendwie schafft er es unvergleichlich, dass sie einen in den Bann ziehen. Er animiert den Leser sich seine eigenen Gedanken zu  den Protagonisten  und den Geschehnissen zu  machen und  schafft es dadurch gekonnt, dass man jede Art der Gefühle selber entwickelt. Es entsteht eine sehr besondere Atmosphäre  beim Lesen.

Maggie ist die gute Seele im Buch, die vielen Menschen zur Seite steht und sich selber dabei zurücknimmt.  Man erlebt mit Guthrie und seinen Söhnen Ike und Bobby bedrückende Familienerlebnisse und mit Victoria zusammen, wie  aus zwei raubeinigen Farmersleuten fürsorgliche, verantwortungsvolle und liebevolle Männer werden. Die Szenen mit ihnen und Victoria sind das Lesehighlight im Buch und zeigen einem auf, wie wichtig es ist, aufeinander zuzugehen, zuzuhören und  sich zu öffnen.  Raymond und Harold  bringen einem zum Schmunzeln   und haben sich heimlich mit ihrer besonderen Art in mein Herz geschlichen. Aber auch Victoria selber hat ihren speziellen Reiz. Ihr Wunsch nach einer heilen und intakten Familie bringt sie zwischendurch auch mal auf zweifelhafte Wege und man ist die ganze Zeit gespannt drauf, wie sich ihr Lebensweg und aller anderen weiterentwickelt.

 Das Leben in Holt ist nicht aufregend aber sehr besonders und menschlich erzählt.

Mein Fazit:

Für mich war „Lied der Weite“ ein außergewöhnliches Leseerlebnis. Der Schreibstil, die Erzählkunst und das Leben der Menschen in Holt haben mich in den Bann gezogen und ich kann für diesen Roman nur eine unbedingte Leseempfehlung aussprechen. Ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung des Romans.

Verdient vergebe ich 5 Sterne.