Rezension

Einzigartige Hommage an die Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944

Wir Kinder des 20. Juli -

Wir Kinder des 20. Juli
von Tim Pröse

80 Jahre ist es nunmehr her, dass Claus Schenk Graf von Stauffenberg im Führerhauptquartier, der sog. "Wolfsschanze" eine Bombe im Besprechungsraum platzierte, versteckt in einer Aktentasche. Sein Name dürfte mit Abstand der bekannteste sein, die dem militärischen Widerstand, ja der Widerstandsbewegung gegen das Terrorregime der Nationalsozialisten unter der Führung Adolf Hitlers insgesamt, zugeordnet werden kann.
Tatsächlich gab es eine Vielzahl von Attentaten gegen Hitler, aber nur wenige wurden so bekannt, wie das Attentat vom 20. Juli 1944. Und Stauffenberg war keineswegs alleine. Der 20. Juli 1944 besitzt eine lange Vorgeschichte und einen beachtlich umfangreichen Kreis an Mitwissenden und Mitwirkenden. Das Attentat scheiterte und die Allerwenigsten aus dem Kreis des Widerstands überlebten. Konsequent verfolgte die Gestapo den großen Personenkreis und ebenso gnadenlos verhängte der Vorsitzende des Volksgerichtshofes, Roland Freisler, in Schauprozessen die Todesstrafe.
Auch die Familien der Attentäter blieben vor Konsequenzen nicht verschont. Frauen (Mütter) wurden inhaftiert, deren Kinder verschleppt.
Der Autor des vorliegenden Buches, Tim Pröse, lässt die vor allem die Nachfahren in seinem Werk zu Wort kommen.

Berthold Schenk Graf von Stauffenberg, Helmtrud von Hagen, Karsten und Frauke Hansen, Anton Wilmer, Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld, Philipp Freiherr von Boeselager, Ewald-Heinrich von Kleist, Helmuth Caspar Graf von Moltke, Klaus von Dohnanyi, Carl Geerdeter und Axel Smend sind die Nachfahren der (oder besser gesagt: einiger) Beteiligten des Attentats in der Wolfsschanze. Jedem der der Widerstandskämpfer (die Meisten sind hohe Militärs) widmet Tim Pröse eine kurze biographische Darstellung, bevor die Nachfahren beschreiben, welche Bedeutung die Kämpfer des 20. Juli 1944 bis in die heutige Zeit für deren Nachfahren haben und wie sie von ihren bekannten Vorfahren geprägt wurden.

Mein Fazit: Wer dieses Buch nicht mit Ruhe liest, versäumt ein einzigartiges Leseerlebnis!
Im vorliegenden Band gelingt es Tim Pröse auf beeindruckende Art und Weise, einige Hauptfiguren des Widerstands nachzuzeichnen. Die Schilderungen der Nachkommen bieten eine selten zu findende Konstellation aus Trauer und Rührung, lebensbejahender Fröhlichkeit und Zuversicht und genau so gelingt es, die Leserschaft zu packen und in den Bann zu ziehen.
Nicht nur ein ausgezeichnet lesbares, gut recherchiertes, seriöses, sondern auch ein in vielfacher Hinsicht beeindruckendes Buch!
Die Lektüre dieses Buches kann einer breiten Leserschaft (über den Kreis der historisch Interessierten hinaus) ausdrücklich empfohlen werden!