Rezension

Einzigartiger Roman

Die Wand - Marlen Haushofer

Die Wand
von Marlen Haushofer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Vor einigen Wochen hörte ich das erste Mal von diesem Roman, in der Kritik zu einem anderen Buch, mit der Empfehlung des Kritikers für ´Die Wand´. 
Neugierig geworden habe ich das Buch erworben und gelesen.
Eine interessante, überraschende Entdeckung.
Die eher minimalistische Geschichte und Handlung hat mich sehr in ihren Bann gezogen
und das auf eine unübliche, schwer zu beschreibende Weise.
Die Kerngeschichte ist schnell erzählt: Eine Frau, Mitte-Ende 40, reist mit ihrer Kusine und deren Mann für einen Kurzurlaub zu deren Jagdhütte am Ende einer Schlucht in den Bergen. Die Kusine und ihr Mann sind am nächsten Morgen  von einem abendlichen Dorfbesuch nicht wiedergekehrt und die Frau macht sich auf den Weg ins Dorf. Auf diesem Weg stösst sie plötzlich auf eine unsichtbare Wand die ihr jegliches Weiterkommen versperrt. Jensseits der Wand scheint das Leben zum Stillstand gekommen. Der  Roman entspricht folgend einem Art Tagebuch, welches die Frau über einen gewissen Zeitraum führt. Zu ihrem´Glück’ verbleiben ihr wenige vierbeinige Gefährten und die Jagdhütte ist recht gut bestückt mit Vorräten aller Art. Die Frau beginnt sich in dieser menschlich schwer erfassbaren Isolation einzurichten und den Alltag zu bewältigen. Die Erzählung beschreibt tatsächlich diesen Alltag und nah erfahrbar die Gedanken und Gefühle der Frau in einer klaren, intensiven und gleichzeitig poetischen Erzählweise. Keine heroischen Ausbruchsversuche, keine gross angelegten philosophischen Diskurse, sondern eine Geschichte und Gedanken von einem menschlichen Selbst, das bleibt, jenseits der humanen Gesellschaft, Anerkennung, Eitelkeiten und unzähligen Möglichkeiten, die unsere Welt normalerweise umfasst. Ein beklemmender, faszinierender, mutiger, lesenswerter sehr erstaunlicher Roman, der das Bewusstein ängstigt, anspricht und fördert.