Rezension

eisiger Schatz im Fantasy-Genre

Das Lied von Eis und Feuer 01. Die Herren von Winterfell - George R. R. Martin

Das Lied von Eis und Feuer 01. Die Herren von Winterfell
von George R. R. Martin

Zitat:
„Schwerter hoben sich und stießen herab, all das in tödlicher Stille. Es war ein kaltes Schlachten. Die blassen Klingen durchschnitten die Ketten wie Seide.“
(S.16/17)

„Schatten taumelten und schwankten. Flackerndes Licht fiel auf die Steine zu ihren Füßen und strich über eine lange Prozession von Granitpfeilern, die paarweise in die Dunkelheit vorausmarschierten.“
(S.54)

„Noch während der Verlierer starb, packte sich der Sieger die nächststehende Frau – nicht einmal diejenige, um die sie gestritten hatten – und nahm sie auf der Stelle. Sklaven trugen die Leiche fort, und der Tanz begann von neuem.“
(S.131)

Inhalt:
Der Sommer in Westeros hält nun schon seit Jahren an. Manche behaupten sogar, es wäre der Sommer ohne Ende. Doch in Winterfell ist man sich sicher. Der Sommer geht seinem Ende entgegen. Der Winter naht!

Die Starks leben glücklich und zufrieden in Winterfell. Lange Jahre ist es her, seit Lord Stark an der Seite von Robert Baratheon den irren König besiegt hat. Vom neuen Herrscher auf dem Eisernen Thron, Robert, hat man in Winterfell seitdem wenig vernommen.

Doch nun erscheint nach vielen Jahren der Abwesenheit Robert Baratheon plötzlich in Winterfell. Verheiratet mit einer von den Starks verhassten Lennister, beruft er Eddard Stark zu seiner Rechten Hand, um die Sieben Königsreiche in seinem Sinne zu lenken. Diesen Wunsch kann Ned zu ihrer aller Sicherheit nicht abschlagen. Schweren Herzens zieht er mit einem Teil seiner Familie nach Königsmund, um dem König zu dienen.

Doch die vormals Geschlagenen aus dem Drachengeschlecht der Targaryen schlafen auch nicht. Die Geschwister Daenerys und Viserys, die letzten Abkömmlinge Aerys Targaryens, dem Drachenkönig, haben das Gemetzel überlebt. Viserys ist so versessen auf Rache und den Eisernen Thron, dass er seine Schwester in einem Handel an Khal Drogo, dem einflussreichsten Reiterfürsten der Dothraki, übergibt. Aber Viserys´ Pläne kommen ins Straucheln. Wann kann er mit dem versprochenen Lohn rechnen?

Angekommen in Königsmund trifft Ned Stark auf ein Netz aus Intrigen, Machtkämpfen und Geheimnissen. Ihrer aller Leben ist nun in Gefahr. Und alte Feindschaften erwachen.

Meinung:
Lange, lange bin ich um die Reihe „Das Lied von Eis und Feuer“ herumgeschlichen. Die TV-Serie kannte ich bereits und war begeistert. Ob das allerdings auch bei den Büchern der Reihe so sein würde, darüber war ich mir nicht sicher. Auf jeden Fall habe ich mich nun meiner Neugier geschlagen gegeben und zum ersten Teil der Reihe „Die Herren von Winterfell“ gegriffen.

George R. R. Martin ließ mir dann auch wenig Eingewöhnungszeit und warf mich mitten in das Geschehen. Ich bekam einen ersten Vorgeschmack, was mich auf den folgenden Seiten erwarten würde. Kaum war ich angekommen, wurde ich bereits Zeuge einer Hinrichtung. Und ich verrate sicherlich nicht zu viel, wenn ich hier schreibe, dass dies nicht das letzte vergossene Blut in der Geschichte war.

Der Autor hat eine Welt erschaffen, wie sie vielschichtiger und komplexer kaum sein könnte. Jedes Geschehen, jede Handlung war genauestens aufeinander abgestimmt. Hier griffen sämtliche Rädchen exakt ineinander, ich konnte die Geschichte förmlich spüren und erleben. Mit jeder weiteren Seite wurde ich unaufhörlich weiter in die Handlung hineingezogen, die Charaktere wurden mir mit jeder Zeile vertrauter und ich musste aufpassen, dass ich die Welt um mich herum nicht vergaß. 

George R. R. Martin ist ein wahrer Meister seines Handwerks. Bin ich normalerweise kein Liebhaber ausführlicherer Beschreibungen, konnte ich mich dem Zauber hier nicht entziehen. Diese Geschichte muss genau so sein, wie sie ist. Die vom Autor erschaffen Welt wurde für mich plastisch und vorstellbar. Schnell wurde ich Teil dieser faszinierenden Umgebung. Ich konnte förmlich alle Sinneseindrücke, die auf mich einwirkten, spüren. Ich fühlte die Kälte an der Mauer genauso, wie ich meinte, den Bratenduft in einer der wärmenden Hallen von Winterfell und Co. zu riechen. 
Die Mischung aus mittelalterlichen Strukturen mit fantastischen Elementen übte einen anziehenden Reiz auf mich aus. In der Handlung selbst trifft brutale Härte mitunter auf sanfte Emotionen, Gegensätze und verschiedenste Interessen heizen die Atmosphäre permanent an und niemandem konnte man wirklich trauen.

Die Charaktere konnte der Autor authentisch darstellen. Er verlieh seinen Akteuren eine wirkliche Tiefe, inszenierte nachvollziehbare Handlungen und konnte mich von ihnen überzeugen. George R. R. Martin ist es in seiner Geschichte sogar gelungen, diese schiere Masse an Charakteren intelligent miteinander interagieren zu lassen, flocht immer wieder in kurzer Form Hintergründe ein, so dass ich trotz erster Zweifel tatsächlich nie den Überblick verloren habe.

Jeder Charakter hat seine Stärken und Schwächen. Man hasst oder man liebt die handelnden Personen. Man leidet mit Ihnen oder wünscht ihnen die Pest an den Hals. Ich erfuhr hier ein wahres Gefühlskarussell. 

Beeindruckt hat mich definitiv Eddard Stark. Er bleibt immer seiner Linie treu und handelt wohlüberlegt und vorausschauend. Ungewollt gerät er in gefährliche Situationen, doch achtet er stets darauf, seine Familie vor Gefahren zu schützen. Nie wollte er die rechte Hand des Königs, seines alten Freundes Robert Baratheon, werden. Und doch kann er diesen Wunsch nicht abschlagen. Die zu befürchtenden Konsequenzen wären zu groß. Doch unsicher ist, ob ihn diese nicht doch noch einholen.

Auch Daenerys Targaryen übte eine besondere Faszination auf mich aus. Mit 13 Jahren viel zu jung wird sie von ihrem Bruder Viserys förmlich an Khal Drogo verhökert. Doch sie weiß mit der Situation umzugehen. Aus ihrem Inneren wächst eine unglaubliche Stärke, ich spürte, wie dieser Charakter unaufhörlich reifte und letztendlich die Handlung beeinflusste und steuerte.

Das Gesamtensemble der Charaktere mit allen enthalten Feindschaften, Verbrüderungen und sonstigen Beziehungen der hohen Häuser gibt der Geschichte eine entsprechende Würze und ich konnte mich in ihrer Mitte absolut fallen lassen. Eingebaute Dialoge, von humorvoll bis hin zu arroganten Anwandlungen, von gemeiner Sprache bis hin zu Obszönitäten, rundeten das Werk insgesamt für mich ab. Für die Erzählung nutzte der Autor die Vergangenheitsform und nutzte verschiedene Sichten der Charaktere für die Handlungsstränge.

Insgesamt hat mich George R. R. Martin mit „Die Herren von Winterfell“ tief in seine Welt hineingezogen und somit überzeugt. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung und werde mit Sicherheit nicht lange warten, diese zu lesen.

Urteil:
„Das Lied von Eis und Feuer – Die Herren von Winterfell“ punktet mit einer hervorragend inszenierten Welt, absolut authentischen und stereotypen Charakteren und einer erstaunlichen Vielzahl von nachvollziehbar verquickten Handlungssträngen. Ich bin froh, diesen Schatz im Fantasy-Genre nun für mich entdeckt zu haben und belohne meine schönen Leseerlebnisse in Westeros deshalb mit eindeutigen 5 Büchern.

Für alle, die komplexe und intelligent verlaufende Handlungsstränge lieben, klirrender Kälte die Stirn bieten und sich in den Bann einer faszinierenden Welt ziehen lassen können.

Die Reihe:
1. Die Herren von Winterfell
2. Das Erbe von Winterfell
3. Der Thron der Sieben Königreiche
4. Die Saat des goldenen Löwen
5. Sturm der Schwerter
6. Die Königin der Drachen
7. Zeit der Krähen
8. Die dunkle Königin
9. Der Sohn des Greifen 
10. Ein Tanz mit Drachen
11.+12. Originaltitel: The Winds of Winter
(voraussichtlicher Erscheinungtermin: 2015)
13.+14. Originaltitel: A Dream of Spring

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