Rezension

Eiskalt vom Weg abgekommen

Die Frau, die nie fror - Elisabeth Elo

Die Frau, die nie fror
von Elisabeth Elo

Bewertet mit 2.5 Sternen

Pirio Kasparov ist in vielerlei Hinsicht nicht ganz der Durschnittsmensch - sie lebt allein, hat auch in ihrem Alter noch kein wirkliches Bedürfnis nach Familie, Kindern fühlt sie sich erst recht nicht gewachsen. Ihre Vergangenheit ist facettenreich und abenteuerlich und ihr Körper scheint auch nicht so zu funktionieren wie der der anderen.. Wie sonst könnte man erklären, dass sie einen Schiffbruch in eiskalter See, bei der ihr Freund Ned umkam, unverletzt überstanden hat? 

Zunächst einmal war ich begeistert, als ich dieses Buch das erste Mal in den Händen halten durfte - das Cover ist bezaubernd und absolut passend gestaltet, es ist dezent, stilvoll, zeitlos und dennoch ein Eyecatcher. Selbst wenn man den Schutzumschlag entfernt sieht das Buch noch toll aus - was nun wirklich keine Selbstverständlichkeit ist - ein wenig wie frisch eingeschneit.

Auch der Klappentext überzeugt sofort. Man erwartet einen tiefsinnigen Roman über eine Frau, die zwar Mitten im Leben steht, sich aber dennoch noch nicht selbst gefunden hat. Man erwartet Tiefgang, vielleicht ein wenig Auseinandersetzung mit sich selbst - man bekommt aber leider etwas anderes. Zwischen den Klappen verbirgt sich ein Krimi. Das leider darf man an dieser Stelle nicht falsch verstehen - der Krimi ist gut recherchiert, zum Großteil spannend und nur am Ende ein wenig an den Haaren herbei gezogen und unglaubwürdig.

An sich hält man hier ein gutes Buch in den Händen, der Schreibstil der Autorin liest sich angenehm, Pirio bleibt dem Leser, wie es vermutlich gewollt ist, ein kleines Rätsel und auch die Handlung der Kriminalgeschichte dreht sich um ein spannendes Thema. Leider bin ich als Leser nur etwas enttäuscht, wenn ich etwas ganz anderes in Händen halte, als von mir erwartet wurde. Ich mag Äpfel und ich mag Birnen, wenn ich Äpfel kaufe würde ich aber auch gerne Äpfel bekommen..

Der von mir erwartete Tiefgang kam leider nur in den beschriebenen Familienverhältnissen zum Tragen - hier allerdings durchaus gelungen. Einfühlsam und dennoch schonungslos ehrlich beschreibt die Autorin was in Familien so alles schief gehen kann und dass es eben nicht immer so leicht ist, alte Gewohnheiten durch neue, bessere zu ersetzen. Ich hätte mir zu diesem Thema einfach einige Seiten mehr und zur gut gemeinten Sherlock Holmes Nummer einige Seiten weniger gewünscht.

Wenn man nicht mit falschen Erwartungen an die Sache heran geht ist dieses Buch durchaus ein empfehlenswerter Erstling, von mir gibt es unter diesen Umständen allerdings nur 2,5 Sterne.