Rezension

Elegant erzählte, intensive Geschichte

Unter uns das Meer - Amity Gaige

Unter uns das Meer
von Amity Gaige

Bewertet mit 5 Sternen

          Amity Gaiges Roman "Unter uns das Meer" ist eine Mischung aus Ehedrama, Abenteuerroman und psychologischer Studie.

Das Ehepaar Partlow lebt mit den Kindern Sybill (7) und George (2 1/2) in einer Vorstadt in Connecticut. In der Ehe kriselt es heftig. Michael fühlt sich in gesellschaftlichen Zwängen gefangen, Juliet  machen depressive Schübe das Leben schwer. Um endlich das Gefühl von Freiheit zu erleben, schlägt Michael vor, mit der ganzen Familie ein Jahr lang in der Karibik zu segeln. Juliet traut sich das nicht zu, lässt sich aber von Michael überreden, weil sie hofft, dadurch ihre Ehe zu retten.

Auf der Reise entdeckt die Familie die wunderbare Insellandschaft der Südsee, vor allem die Kinder genießen die gemeinsame Zeit mit ihrem Vater. Probleme, wie Nahrungsmittelknappheit oder ausfallende Technik auf dem Boot können die Partlows zunächst noch lösen. Dann geraten sie auf hoher See in einen gewaltigen Sturm...

Bereits auf der zweiten Seite des Buches wird klar, dass das Abenteuer nicht gut ausgeht, der Spannung tut das jedoch keinen Abbruch.

Erzählt wird die Geschichte aus zwei Perspektiven: Juliets rückblickender Bericht, nachdem sie mit den Kindern wieder zuhause ist, bildet den Hauptstrang. Er wird von Michaels Tagebucheinträgen vor und während der Fahrt unterbrochen bzw. ergänzt. Mit diesem Stilmittel erwschwert Amity Gaige die Lektüre keineswegs, sondern sie erzeugt dadurch eine Dynamik, die mich das 380 Seiten starke Buch fast in einem Rutsch durchlesen ließ.

Michaels lebhaften Ausdruck empfand ich dabei als wohltuenden Kontrast zu Juliets niedergedrückter Erzählweise. Über die etwas zu langatmigen Beschreibungen der Segeltechniken habe ich auch schonmal hinweggelesen...

Inhaltlich ist der Roman keine leichte Kost. Die Probleme einer dysfunktionalen Familie und vor allem das Leben mit einer Depression werden eindringlich dargestellt.

Von der eleganten, flüssigen Sprache der Autorin bin ich begeistert. ich konnte mühelos in die verschiedenen Situationen eintauchen. Die hervorragende Übersetzung durch André Mumor hat daran sicher einen großen Anteil.