Rezension

Elfen? Gibt's doch gar nicht ...

Silfur - Die Nacht der silbernen Augen
von Nina Blazon

Bewertet mit 4.5 Sternen

Fabio und Tom sind zwei Brüder, die sich ähnlicher kaum sein könnten, obwohl sie keine Zwillinge sind. Und doch unterscheiden sie sich in fast jeder Hinsicht. Tom ist hochbegabt, sportlich, wächst wie ein Riesenbambus und hat einen schnellen Draht zu allen anderen. Fabio hingegen, obwohl der Ältere von beiden, scheint gar nicht wachsen zu wollen, er hat Probleme in der Schule und hängt am liebsten vorm Rechner. Sie begleiten ihre Eltern nach Island, als ihr Vater dort Arbeit bekommt, und lernen sofort Elin kennen, die Tochter ihrer Vermieterin. Elin ist anders als alle anderen Mädchen, wild, ungestüm, mit verrückten Einfällen. Tom und sie sind fast sofort Freunde, während Fabio sich ausgegrenzt fühlt. Das wird auch nicht besser, als er anfängt, Kinder zu sehen, die kein anderer zu sehen vermag, und sich plötzlich die Katastrophen um ihn herum häufen. Er begreift, dass er elfensichtig ist und kommt einem ungeheuerlichen Geheimnis auf die Spur - doch um den Fluch, der mit diesem Geheimnis verbunden ist, zu lösen, braucht er die Hilfe seines Bruders, Elins und ja - auch der Elfen.

Ich weiß, dass einigen der Einstieg in das Buch zu langatmig war, dass mehr Action gefordert wurde oder zu wenig Elfiges auftauchte. Für mich war das Tempo genau richtig, denn so konnte ich ausgiebig die beiden Jungs, ihre Eltern, die Isländer inklusive Elin kennen- und nach einiger Zeit auch schätzenlernen. Blazon hat die Gabe, Leute zu zeichnen, die gleichzeitig menschlich fehlerhaft und doch extrem sympathisch sind, selbst die anfangs nur aggressiv wirkenden Elfen gehören dazu. Mit ihrer Originalität und verrückten Einfällen hat sich mich echt begeistern können - zum Beispiel mit der Elfencam oder dem geheimen Elfennetz. Richtig großartig war die Beziehung zwischen den Brüdern, das neidisch sein auf die Fähigkeiten des anderen, und doch die unverbrüchliche Freundschaft zwischen den beiden.

In diesem Buch gibt es kein Liebesgeschnulze (wäre auch ein bisschen arg zeitig), aber es geht um Vertrauen, das Überwinden von Vorurteilen, die Stärke von Freundschaft und dass es manchmal auch ein Happy End gibt. Starkes Kinderbuch, das problemlos auch Erwachsenen gefällt.