Rezension

Elisa und Marisol

Nächstes Jahr in Havanna - Chanel Cleeton

Nächstes Jahr in Havanna
von Chanel Cleeton

Bewertet mit 3 Sternen

★★★

★★★ 

Elisa hat im Kube der 1950er Jahre gelebt. Castros Regierung bedeutet für sie die Flucht nach Amerika. Ihre Enkelin Marisol soll 2017 die Asche von Elisa nach Kuba bringen und erlebt und erfährt auf ihrem Weg so einiges, das ihr bisheriges Leben komplett auf den Kopf stellt. Wiederholt sich die Geschichte nun in umgekehrter Reihenfolge?

 

Die Idee gefällt mir schon sehr, nur ist die Umsetzung nicht so gelungen, wie ich mir das gewünscht hätte. Der Stil muss einem liegen. Ich mag die Ich-Perspektive sehr gern, doch hier wird sie bei Elisa und auch Marisol genutzt und noch dazu bei beiden im Präsenz. Das liest sich nicht sehr angenehm. Es wäre gerade bei zwei unterschiedlichen Erzählerinnen sehr schön gewesen, wenn hier auch im Erzählstil ein Unterschied zu finden wäre. Im Grunde nimmt auch der erste Abschnitt ein ordentliches Stück von der Spannung aus dem Buch. Hier hätte eine andere Lösung besser funktioniert.

 

Insgesamt hat mich das Lesen ein bisschen angestrengt. Die Längen zwischendurch und der gewöhnungsbedürftige Stil in der Gegenwartsform haben mich bis zum Ende recht stark gebremst. Auch kann ich zwar verstehen, dass Elisa ihre Heimat im Exil bis zum Schluss vermisst, aber wenn ich an all die armen Menschen denke, die es nicht so leicht wie sie hatten, die ohne Netz und doppelten Boden fliehen mussten oder das Regime schweigend ertragen, werde ich sogar ein bisschen wütend. Für mich ist und bleibt Elisa trotz allem das verwöhnte Gör und Marisol steckt davon auch ein gutes Stück in den Genen.

 

Die Wege der beiden Frauen sind auf gewisse Weise schon interessant, dennoch konnten mich beide Figuren weder erreichen, noch wirklich intensiv fesseln. Ein bisschen neugierig war ich, wollte die Geschichte erfahren. Eile hatte das aber nicht. Dass in Kuba freie Meinungsäußerung nicht wirklich existiert, das Leben schwierig ist, das Gefälle von Arm zu Reich sehr groß ist – all das kommt im Buch nur mangelhaft rüber. Mir ist zu westlich gedacht. In unseren Augen ist das dortige Regime natürlich unfassbar schrecklich, auch die Bewegungen dort nicht komplett nachvollziehbar. Doch sollte man immer im Auge behalten, dass man niemals Äpfel mit Birnen vergleichen sollte. Die Entwicklung des Landes ist für mich unzureichend dargestellt und auch ein bisschen einseitig.

 

Vielleicht bin ich einfach nur die falsche Zielperson für dieses Buch, diese Art Geschichte. Wirklich schlecht fand ich sie auch gar nicht, da möchte ich nicht missverstanden werden. Es ist ein Buch, das ganz sicher beim richtigen Leser Begeisterung auslösen kann, für mich aber eben eine „Sommerlektüre“ war. Schön, sie gelesen zu haben, aber kein Buch, das dauerhaft hängenbleibt. Deshalb gebe ich drei Sterne.

 

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