Rezension

Elizabeth of Lancaster

The King's Sister - Anne O'Brien

The King's Sister
von Anne O'Brien

Bewertet mit 3.5 Sternen

Dieser neueste historische Roman von Anne O'Brien spielt in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts im spätmittelalterlichen England. Elizabeth of Lancaster ist die jüngste Tochter des berühmten John of Gaunt, Herzog von Lancaster und Sohn König Edwards III. Den Thron hat nach dem Tod des alten Königs dessen Enkel geerbt, Elizabeth' Cousin Richard II.
Zu Beginn des Plots ist Elizabeth 17 Jahre alt und träumt von der Ehe mit einem tapferen Ritter. Doch sie wird jäh aus diesen Träumen gerissen, als ihr Vater ihre Verheiratung mit dem Grafen von Hertford arrangiert – einem 8-jährigen Jungen. Elizabeth muss sich pflichtschuldig fügen und lebt die folgenden Jahre eine Ehe, die nur auf dem Papier besteht. Ihr ist klar, dass sie noch Jahre wird warten müssen, bis ihre Ehe vollzogen werden kann und sie hoffen kann, Kinder zu gebären.
Am königlichen Hof ihres Cousins beginnt die junge Frau einen vermeintlich harmlosen Flirt mit dem Halbbruder des Königs: John Holland, ein ausgezeichneter Turnierkämpfer und bekannter Frauenheld. Einst hatte er ihr und ihrem jüngeren Bruder Henry, Lancasters Erben, bei einem Aufstand der Londoner das Leben gerettet.
Elizabeth ist sich bewusst, welches Risiko sie eingeht, wenn sie sich mit einem notorischen Herzensbrecher einlässt. Von allen Seiten erhält sie Ermahnungen, an ihren Ruf und ihre Ehre zu denken. Doch schließlich siegen das Herz und die Leidenschaft und Elizabeth beginnt eine Affäre mit John Holland. Es kommt, wie es kommen muss: Nach einigen Monaten ist Elizabeth schwanger. Ihr ist klar, dass ihr nur drei Möglichkeiten bleiben. Sie kann die Ehe mit ihrem jungen Gemahl vollziehen und ihm die Vaterschaft des Babys unterschieben. Sie kann sich in ein Kloster zurückziehen und dort in Heimlichkeit und Abgeschiedenheit das Kind zur Welt bringen und es einem Leben in Anonymität überlassen. Doch sie entscheidet sich für die dritte Möglichkeit: die erzwungene Ehe mit dem Grafen von Hertford beenden und stattdessen John Holland heiraten und sein Kind in der Respektabilität einer Ehe zur Welt bringen. Zusammen stellen Elizabeth und John sich ihrem Vater und der Herzog von Lancaster muss sich zähneknirschend fügen, wenn er seine Tochter nicht der Schande einer offen ehebrecherischen Mutterschaft aussetzen will. Und so wird Elizabeth' erste Ehe annulliert und sie beginnt mit John ein neues Leben.

10 Jahre des Glücks folgen, in denen Elizabeth ihrem geliebten Mann Kinder gebärt und das Paar in der Gunst des Königs stetig steigt. Doch die allgemeine Stimmung im Land wendet sich immer mehr gegen Richard II. John Hollands königlicher Halbbruder erzürnt den Hochadel mit Vergünstigungen für Emporkömmlinge und einer absoluten, willkürlichen Herrschaft.
Das Fass läuft endgültig über, als der König Elizabeth' Bruder nach dem Tod ihres Vaters enterbt und ins Exil schickt. Henry of Lancaster fällt daraufhin in England ein, um sich sein angestammtes Erbe zurück zu holen. Doch bald geht er aufs Ganze: Er will die Krone, derer viele seinen Cousin Richard nicht mehr für würdig erachten. Henry nimmt Richard II. gefangen und lässt sich selbst als neuen König Henry IV. krönen.
Elizabeth freut sich über die neue Königswürde ihres Bruders und auch ihr Gemahl scheint sich, wenn auch widerwillig, damit zu arrangieren, dass sein eigener Halbbruder vom Thron gestoßen wurde. Doch heimlich plant der ehrgeizige John eine Rebellion gegen den neuen Lancaster-König. Damit bringt er seine Frau in eine schreckliche Situation: Wie auch immer die Auseinandersetzung zwischen Henry und John ausgeht, am Ende wird sie um Bruder oder Ehemann trauern müssen...

„The King's Sister“ ist der dritte Roman von Anne O'Brien, den ich in der englischen Originalfassung gelesen habe, nach „The Scandalous Duchess“ und „The Forbidden Queen“. Leider muss ich „The King's Sister“ dabei die wenigsten Sterne geben. Wie die beiden anderen ist es zwar ein interessantes Buch, für das die Autorin offensichtlich gründlich recherchiert hat. Doch in diesem Fall fehlt mir der Spannungsbogen, der erst zum Ende des Buchs aufgebaut und dann unnötig ausgedehnt wird. Auch das Ende fand ich etwas unausgegoren und nicht ganz zufriedenstellend.
Und trotzdem: Allein schon dafür, dass sie dieser sonst fast völlig unbekannten Frau der englischen Geschichte einen Roman widmet, hat Frau O'Brien Lob verdient.