Rezension

Elsa Wegener steht ihren Mann

Glutnester
von Gabriele Diechler

Mit „Glutnester“ entführt uns die Autorin Gabriele Diechler erneut in das scheinbar beschauliche Unterwössen, in die bayrische Provinz. Nachdem Elsa Wegener in Köln von ihrem Mann geschieden wurde, muss sie zurück in ihre neue Heimat. Die Arbeit ruft, nachdem die zuckerkranke Luise Gasteiger tot, in ihrem Zimmer eingeschlossen, aufgefunden wurde. Sie starb an Unterzucker, denn nach Einnahme ihrer Medikamente konnte sie wegen des von außen verschlossenen Zimmers keine Kohlenhydrate zu sich nehmen. Wer kommt auf solch eine Idee? Elsa Wegener und ihre Kollegen Karl Degenwald und Ben Fürnkreis nehmen mit Unterstützung des Gerichtsmediziners Michael Horn die Ermittlungen auf.

Bereits kurz darauf wird eine weitere Tote entdeckt: Veronika, Luises Schwester, voll gepumpt mit Schmerz- und Narkosemitteln. Der Verdacht fällt schnell auf die Familie, auf Luises Mann, der scheinbar nicht nur mit dieser in Liebe verbunden war, sondern auch mit Veronika, auf den Schwiegersohn und die Tochter von Luise, die den Hof der Familie lieber heute als morgen gegen den Willen der Alten verkaufen wollten. Aber ist der Täter wirklich im engsten Familienkreis zu finden? Und was hat es mit den mit Namen beschrifteten Slips auf sich, die in Unterwössen plötzlich mehrfach gefunden werden?

Elsa Wegener ist in ihrem Element. Der Fall lässt sie nicht los, aber auch ihr Privatleben beschäftigt sie sehr. Neben der Sorge um die pubertierende Tochter Anna, dreht sich ihr Leben auch mehr und mehr um die Frage ob sie einen neuen Mann an ihrer Seite zulassen möchte und soll. Interessenten gibt es da genug, gerade auch im engsten Kollegenkreis und das führt zu so mancher heiterer Szene im Buch.

„Glutnester“ ist, wie auch sein Vorgänger „Engpass“, im Präsens geschrieben und weist eine sehr bildreiche Sprache auf. Kurze Sätze bringen Details auf den Punkt. Die Geschichte ist mehr Roman als Krimi und damit vor allem für solche Leser gedacht, die zwar kriminalistische Handlung mögen, aber nicht mit zu viel Blut und Gewalt gespickt.

Auch Liebhaber der bayrischen Region kommen hier voll auf ihre Kosten, denn die Autorin spart nicht an Dialekteinschüben und Landschaftsbeschreibungen. Die für die Region wohl typischen Charaktere runden das Ganze ab und formen eine rundum gelungene Geschichte über einen Täter, der mit der Vergangenheit nicht abschließen kann und eine Kommissarin, die ihre Vergangenheit auch noch nicht ganz abgeschüttelt hat.

Copyright © 2011 by Iris Gasper