Rezension

Em und Dex, Dex und Em

Zwei an einem Tag
von David Nicholls

Bewertet mit 4 Sternen

Der 15. Juli 1988 ist der Tag, der das Leben von Emma Morley und Dexter Mayhew für immer verändern wird. Es ist der Tag ihres Collegeabschlusses und es ist der Tag, an dem sich die beiden erstmalig bewusst wahrnehmen. Sie könnten nicht gegensätzlicher sein - Dexter ist ein Frauenheld, wie er im Buche steht und Emma das, was man allgemein hin als Streberin kennt. Dennoch landen sie betrunken in ihrer WG und alles sie so aus, als wäre es ein One-Night-Stand, doch tatsächlich wird mehr daraus. Nicht mehr im Sinne von "sie verliebten sich unsterblich ineinander und verbrachten den Rest ihres Lebens glücklich und zufrieden", sondern mehr im Sinne einer Jahrzehnte anhaltenden Freundschaft.

Nach diesem denkwürdigen Tag trennen sich die Wege der beiden und dennoch, ihre Freundschaft mag sich vielleicht nicht dadurch auszeichnen, dass sie einander permanent sehen, nein tatsächlich ist es so, dass sie in den nächsten Jahren tatsächlich nicht allzu oft aufeinander treffen, doch jedes dieser Treffen hat seine ganz eigene Intensität. Während Dexter nach dem College erst einmal die Welt bereist (er kommt aus einem guten Elternhaus und kann es sich leisten, eine "Auszeit" zu nehmen), versucht Emma in den folgenden Jahren, ihren Weg zu finden, wobei sie sich hier mehr oder weniger mit schlecht bezahlten Jobs über Wasser hält, denn ihre Familie ist alles andere als wohlhabend und auch ihr überragender Notendurchschnitt zu Collegezeiten macht ihr das berufliche Leben nicht wirklich leichter, denn noch weiß sie nicht, was sie mit ihrem Leben anfangen will.

Im Laufe der Jahre reift Emma tatsächlich zu einer ausgesprochen interessanten Persönlichkeit heran, die nach und nach ihren Weg geht, sicherlich mit dem ein oder anderen Rückschlag, doch sie entwickelt sich als Persönlichkeit immer weiter, während aus Dexter erst ein gefeierter Star wird, der dann unweigerlich abstürzt. Doch so sehr sich ihre Leben auch voneinander zu unterscheiden vermögen, eines bleibt ihnen gemein - sie können nicht ohne die Freundschaft des anderen sein. Doch was wäre, wenn aus ihnen tatsächlich eines Tages ein Liebespaar werden würde?

Em und Dex, Dex und Em! Der Plot wurde realistisch und abwechslungsreich erarbeitet. Besonders gut hat mir gefallen, wie der Leser mitverfolgen konnte, wie sich das Leben der beiden Protagonisten entwickelte, auch wenn es grundsätzlich den Anschein hatte, dass sie sich immer in gegensätzliche Richtungen entwickelt haben. Die Figuren wurden authentisch erarbeitet, wobei ich gestehen muss, dass mir die Figur des Dexter etwas mehr ans Herz gewachsen ist, als die der Emma, denn ich fand es faszinierend zu erleben, wie ein Mann, der die besten Voraussetzungen in seinem Leben hatte, tatsächlich erst sehr erfolgreich war und dann mit jedem neuen Schicksalsschlag strauchelte und immer tiefer abstürzte, wohingegen mir die Figur der Emma, gerade ab etwa der Mitte des Buches, dann doch etwas zu gradlinig war, irgendwie ging es mir hier zu glatt. Den Schreibstil empfand ich als angenehm zu lesen, doch so richtig packen konnte mich das Buch leider nicht, hat mir jedoch schöne Lesestunden bereitet.