Rezension

Emma Scotts Romane lese ich ganz gerne

Between Your Words
von Emma Scott

Bewertet mit 3 Sternen

Emma Scotts Romane sind eigentlich meistens sehr vielschichtig. Sie legt großen Wert darauf, das neben der 
Liebesgeschichte im Fokus trotzdem weit mehr erzählt wird. Selbst dann wenn es mal Insta-Love gibt, wie das zum Teil hier in diesem Buch der Fall ist. Deshalb hat mich dieser Punkt ausnahmsweise nicht so stark gestört, weil ich finde das Scott gelungen ist, die Verbindung der Figuren zueinander trotzdem glaubwürdig erscheinen zu lassen. Das funktioniert hier zugebener Maßen aber nur, weil Thea über längere Zeit nur das 5-Minuten Gedächtnis hat, sich das Ganze zunächst auch nur einseitig abspielt. Durch die Krankheit ist der Roman vor allem aus Jims Sicht erzählt, was mich aber nicht gestört hat, weil es so auch realistischer war. Es gibt aber zu Beginn hi und da einzelne Thea-Blickwinkel, die dann nach und nach mehr werden, da die in der Inhaltsangabe beschriebene Behandlung eine größere Rolle einnimmt. Und das ist ehrlich gesagt dann auch der Bereich, den ich schwierig finde zu bewerten. Ich habe keine medizinischen Fachkenntnisse und kann absolut nicht einschätzen wie glaubwürdig die medizinische Versorgung von Theas Zustand ist, oder gar die OP die ihr in Aussicht gestellt wird. Erst diese macht eine weitere Liebesgeschichte möglich, trotzdem merkt man auch hier, das es eben auch darum geht, das Thea ihr Leben zurück haben möchte.

Andererseits stört es mich zunehmend, das bei Scott die weiblichen Figuren am Ende immer von einem Mann gerettet werden müssen. Er gibt ihr das Leben zurück, er erkennt (ohne tiefere medizinische Bildung übrigens, oder überhaupt irgendeine Erfahrung mit Patient*innen wie ihr) was das beste für sie ist usw. usw. usw. :rolleyes: Auch Jim hat eine traurige Lebensgeschichte, das schöne ist schon, das er sich davon nicht unterkriegen lässt. Aber ich finde trotzdem, das hier eine gewaltige Schieflage existiert. Delia, Theas Schwester wird zu sehr als die Böse Schwester hingestellt, die die beiden voneinander fernhalten möchte. Allerdings hat sie meiner Meinung nach eigentlich berechtigte Zweifel und Fragen. Ich finde Jim reflektiert zu wenig, das Thea eben wirklich eine Krankheit hat und das sie eben sehr wohl erstmal gefestigter werden sollte, bevor sie sich über ihre Gefühle im klaren werden kann.

Es ist wichtig - und das ist definitiv auch ein Thema des Romans - das man Patient*Innen nicht automatisch komplett ihre Gefühle abspricht oder das man sie nicht ernst nimmt, wenn sie ihre Bedürfnisse äußern. Aber mir fehlte da trotzdem ein Gegengewicht, eben weil Thea sich schon sehr auf Jim fixiert hat und ihn aber nicht in einer ganz normalen Situation erlebt. Alles geschieht immer im Kontext der Vergangenheit und sind immer irgendwie darauf bezogen. Auch dann, wenn es Szenen gibt, die nicht im Sanatorium spielen. Da ist der Roman eben wieder eher kitschig und eben ganz der Liebesroman, wie man ihn bei Emma Scott aber auch erwartet hat.^^ Jim ist ein Mann, der sich schon auch selbst reflektiert und sich nicht wie ein Arschloch verhält. Er ist kein Bad Guy und ich wird auch nie so eingeführt.

Es ist jetzt ja nicht so, das ich ihre Bücher unfreiwillig lese. Manche finde ich besser, manche schlechter. Ich fand die Ausgangsidee spannend, weil ich den Film "50 erste Dates" mag, es gibt ja schon die ein oder andre Parallele. und ich war neugierig, was Scott daraus am Ende macht. Ich persönlich fand den Roman alles in allem einer der bessren und fand es auch gut, das sie einer der beiden Figuren mehr Raum für ihren Schicksalsschlag gelassen hat, dadurch konnte man sich meiner Meinung nach ganz auf Theas Geschichte konzentrieren. 

Vielen Dank an den LYX-Verlag  für die Bereitstellung eines Lesexemplars!