Rezension

Emotional

Entführt - Mila Olsen

Entführt
von Mila Olsen

Bewertet mit 4 Sternen

Nach einem Streit mit ihrem Bruder wird Lou entführt und quer durch Kanada verschleppt. Brendan, ihr Entführer will sie nie wieder gehen lassen: Nur mit ihr fühlt er sich lebendig.

Für Lou beginnt eine schreckliche Zeit. Sie sehnt sich nach ihren Brüdern, will weg von Brendan und ihr altes Leben zurück. Am meisten verwirrt sie, dass Brendan ihr nicht antun möchte: ist er wirklich doch so nett, wie er scheint?

Der Schreibstil von Mila Olsen ist super. Er lässt sich super flüssig lesen, es gibt keine Durststrecken und ich konnte das Buch gar nicht aus der Hand legen. Die tiefe Wälder Kanaas wurden so detailliert beschrieben, dass ich das Gefühl hatte, mittendrin zu sein. Genaus ging es mir mit Louisas Gefühlen. Es war, als ob man mit im Trailer lebt, als ob man mit ihnen am Feuer sitzt und durch die Wälder streicht. Louisas Verzweiflung war zum Greifen nah.

Im Laufe der Geschichte entwickeln sich Louisas Gefühle. Aus Hass wird etwas anderes, weicheres. Kann man von Liebe sprechen? Ist es eher Zuneigung? Liebe und Hass liegen nah beieinander, doch ist das, was Louisa fühlt, richtig? Dem Leser wird klar: Es gibt kein schwarz und weiß. Gegen Gefühle kann man sich nicht wehren. Ist das alles vielleicht „nur“ auf das Stockholm-Syndrom zurückzuführen? Louisas Gefühle für Brendan übertragen sich auf den Leser, am Ende habe ich Brendan längst nicht mehr als den „Bösen“ in der Geschichte gesehen, auch wenn ich ihm skeptisch gegenüberstand.

Am Schluss habe ich nicht mehr auf ein Happy End für Louisa gehofft, sondern für beide. Ich hatte ganz andere Erwartungen an das Buch, und bin positiv überrascht worden. Die Folgebände werde ich aus diesem Grund auch lesen.