Rezension

Emotional und gesellschaftskritisch

Der ehemalige Sohn -

Der ehemalige Sohn
von Sasha Filipenko

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem mich letztes Jahr der Autor Sasha Filipenko mit "Rote Kreuze" unerwartet positiv überrascht hat, habe ich sehnsüchtig auf diesem Roman gewartet. Nun ist er endlich erschienen.

In seinem neuem Roman lernen wir Franzisk kennen, der auf dem Weg zu einem Rockkonzert in Minsk von einer Menschenmasse niedergetrampelt wird. Im Krankenhaus muss er ins künstliche Koma gesetzt werden, damit seine Überlebenschancen größer sind. Seine Eltern, seine Freunde und sogar die Ärzte geben ihn auf. Nur seine Großmutter (Babushka) ist überzeugt, dass er wieder gesund wird. Und dann passiert es. Franzisk erwacht und die Welt sieht aus, als wäre sie stehen geblieben.

Sasha Filipenko gelingt es im Vergleich zu seinem letzten Roman eine Schippe draufzulegen. Er weist ein enormes Talent auf, gesellschaftliche strukturelle Umstände in Bezug zu einem Individuum hervorragend und emotional darzustellen.

Einerseits beschreibt er das kalte Belarus, das zeitlich hängen geblieben ist. Man spürt, wie das Land ruiniert ist und es keine Hoffnungen auf was Gutes gibt. Anderseits gelingt es dem Autor eine intensive Nähe zum Protagonisten namens Franzisk herzustellen. Man fühlt mit Franzisk an jeder Stelle mit. Teilweise leidet man mit ihm und seiner Großmutter. Schon lange hat mich ein Buch nicht derartig gerührt.

Zudem finde ich es sehr gelungen, dass der Autor kein Blatt vor den Mund nimmt und knallhart die Zustände von Belarus anhand von Beschreibungen aus der Sicht des Protagonisten tätigt. Dadurch regt das Buch auch zur Reflexion an.

Zuletzt kann man sagen, dass Filipenko einen hervorragenden Schreibstil aufweist, der sich enorm flüssig lesen lässt. Ich bin durch die Seiten durchgeflogen.

Fazit: Mich hat der Autor mit diesem Buch mal total überzeugt. Ihm gelingt es sehr gut die politische Lage des Landes anhand eines Protagonisten darzustellen. Ich werde weiterhin den Autor verfolgen und freue mich schon auf die weiteren Bücher.