Rezension

emotional und stark

Fünf Tage, die uns bleiben
von Julie Lawson Timmer

Bewertet mit 5 Sternen

Ihretwegen. Nur ihretwegen. Das Tuten aus dem Hörer klang für Mara wie eine EKG-Nullienie, das Klagelied, das ankündigte, dass jemand gegangen war und jemand anders allein zurückblieb. Gab es einen traurigeren Ton? Und wie konnte sie nur darin einstimmen? S. 305

Charaktere:
Mara ist Ende 30, wahnsinnig ehrgeizig und ein Workaholic. Ihr Leben wird von Grund auf durcheinandergewirbelt, als sie die Diagnose Huntington erhält.
Tom ist Maras Mann, den sie bereits im Studium kennengelernt hat.
Laks Ist die Tochter der beiden, die sie adoptiert haben.
Scott hat mit seiner Frau Laurie zusammen ein Pflegekind für ein Jahr aufgenommen.
Curties ist der Pflegesohn von Scott und Laurie, der bisher in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen ist und durch das Ehepaar eine heile und fördernde Familiensituation erlebt.

Meine Meinung:
Die Geschichte wird mittels der personellen Erzählperspektive durch Mara erzählt. Hierdurch kann der Leser sehr gut den Prozess ihrer Krankheit mitverfolgen. Von den anfänglichen Symptomen, dem Leugnen ernsthaft krank zu sein, der Schock und der Kampf gegen die Krankheit und für ihre Selbstständigkeit, wurden hier gut durch Maras Gefühle dargestellt. Die Symptome und der Verlauf der Huntington-Krankheit wurden sehr realitätsnah in die Geschichte eingebaut, wodurch man viele medizinische Informationen darüber erhält.
Mara ist eine Powerfrau. Ihr Job steht an erster Stelle, weshalb sie erst sehr spät in Rente möchte und nach Laks Adoption kaum frei genommen hat. Dadurch ist sie aber keine schlechte Mutter, denn sie nutzt ihre freie Zeit stets um viel mit Laks zu unternehmen und plant deren Erziehung sehr genau mit ihrem Mann Tom. Da sie so selbständig und unabhängig ist, möchte sie am Ende der Krankheit nicht von anderen gepflegt werden und ihren Lieben Verantwortung und Arbeit aufdrücken. Deshalb hat sie sich dazu entschlossen, nach dem Auftreten eines bestimmten Symptoms ihr Leben selbst zu beenden. In dem Buch werden ihr Wunsch nicht als Pflegefall zu enden und ihr schlechtes Gewissen gegenüber ihrer Familie sehr gut miteinander in Konflikt gesetzt und ausbalanciert.

Neben der Geschichte über Maras Krankheit erzählt Julie Lawson Timmer auch über Scotts Lebensverhältnisse mit seinem Pflegesohn. Scott ist ein sehr engagierter Lehrer in einem Brennpunktgebiet. Durch einen ehemaligen Schüler, der es durch ein Sportstipendium auf die Uni geschafft hat, lernt er Curties kennen, den er schließlich für ein Jahr aufnimmt. Diese beiden Handlungsstränge sind durch einen Chatroom verbunden, in dem sich Eltern über Adoptiv- oder Pflegekinder austauschen. Hierdurch stehen Mara und Scott in regen Kontakt zueinander. Curties' Jahr bei Scott und Laurie neigt sich dem Ende zu und Scott ist sehr betrübt darüber, da er den Jungen in sein Herz geschlossen hat.

Dieses Buch hat eine wahnsinnige Tiefe. Neben der detailgetreuen Darstellung der Huntington-Krankheit und all den Problemen, die für die betroffene Person und deren Angehörigen auftritt, wird auch das Thema Adoption behandelt. Auch hier stellt die Autorin die Begebenheiten sehr einfühlsam und emotional dar. Ich habe ständig mit den Charakteren gelitten und gehofft. Während des Epilogs musste ich sehr weinen, denn die Emotionen, die während dem ganzen Buch aufgebaut wurden finden hier ein gewaltiges Ende.

Fazit:
„5 Tage, die uns bleiben“ beinhaltet sehr viel Informationen, Emotionen und wunderbare Charaktere. Die Hungtinton-Krankheit und das Thema Adoption bilden den Rahmen für die beiden Geschichten rund um Mara und Scott. Absolut empfehlenswert! Taschentücher bereithalten ;)