Rezension

Emotionale Flüchtlingsgeschichte

Das Versprechen des Bienenhüters - Christy Lefteri

Das Versprechen des Bienenhüters
von Christy Lefteri

Bewertet mit 4 Sternen

Nicht so kitschig, wie das Cover vermuten lässt

Ein wichtiges Buch zu einem hochaktuellen Thema, das die Flucht eines Paares aus Syrien beschreibt. Nuri, ein warmherziger, sensibler Imker, und Afra, seine kreative, lebendige Frau, führen mit ihrem Sohn ein glückliches Leben in ihrer Heimat, bis der Bürgerkrieg ihnen alles nimmt: das Kind, die Lebensgrundlage, das Dach über dem Kopf; Afra, die Malerin ist, verliert sogar ihr Augenlicht, und zwischenzeitlich auch allen Lebensmut.

Lefteri erzählt die Geschichte dieser beiden achronologisch und springt zwischen verschiedenen Stationen ihrer Flucht: der Gegenwart in Großbritannien, wo sie auf ihren Asylbescheid warten; der Weg in die Türkei, die gefährliche Bootsfahrt nach Zypern, das zermürbende Warten in einem Lager in Athen. Auf diesem Weg erleben sie viel Grausamkeit und Angst. Von Beginn an wird auch deutlich, dass die beiden sich zwar lieben, aber nicht mehr zueinander finden, da jeder so sehr in seiner eigenen, dunklen Innenwelt gefangen ist. Erst ganz am Ende kehrt ein wenig Licht in ihre Welt zurück.

Lefteri erzählt diese Geschichte sehr emotional, aber nicht pathetisch, und macht so das Erleben und die Traumata der Flüchtlinge nachvollziehbar. Ich würde dieses Buch gerne jedem in die Hand drücken, der glaubt, den Flüchtlingen ginge es nur darum, ein Smartphone zu bekommen und sich nicht in die Situation hineinversetzt, aufgrund von Krieg, Verfolgung, Armut alles hinter sich lassen zu müssen. Sprachlich ist das Buch nicht der ganz große literarische Wurf (es gibt etwas alberne Kapitelüberleitungen, bei denen das letzte Wort des einen Kapitels das erste Wort des nächsten ist; die Wörter "Seele" und "Herz" kommen eindeutig zu oft vor), aber das muss es auch nicht sein. Ich denke, dieses Buch schafft genau das, was es will: einer großen Leserschaft zu vermitteln, was es bedeutet, aus seinem Heimatland flüchten zu müssen.