Rezension

Emotionale Geschichte, die durch ihre Charaktere besticht

Regenglanz -

Regenglanz
von Anya Omah

Bewertet mit 5 Sternen

Das Cover und der farbige Schnitt des Buches sind wirklich etwas Besonders. Die Farben sind ebenso hervorragend wie der Titel und das Cover im Allgemeinen, weil alles es den Inhalt auf eine leise, aber bestimmte Art unterstützt. 

Die Geschichte gefiel mir ebenfalls auf den ersten Blick: Als Simon Alissa das erste Mal sieht, ist er sich sicher, er kann ihr auf keinen Fall sein furchtbares Einhorn-Tattoo zeigen kann, zu dem ihn seine Freunde überredet haben und das er sich eigentlich überstechen lassen will. Als Alissa Simon das erste Mal sieht, hält sie ihn für einen sexistischen Idioten, der sich weigert, sich ein Tattoo von einer Frau stechen zu lassen. Doch er kann dieses Missverständnis glücklicherweise aufklären und überredet sie, doch sein Cover-up zu machen, schließlich will er die attraktive Frau mit den lilafarbenen Haaren unbedingt wiedersehen. Doch Alissa hat die Regel, sich niemals mit Kunden einzulassen und Simon kommt ihr mit seiner aufrichtigen, einfühlsamen Art viel zu nah. Sie will auf keinen Fall, dass er von ihrer Vergangenheit erfährt, immerhin hat sie sie selbst noch nicht richtig verarbeitet. Doch je öfter die beiden sich treffen, desto näherkommen sie sich und merken dabei gar nicht, dass sie dabei jemanden verletzen könnten…

Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut, hatte aber gerade deswegen ein wenig Angst, dass ich enttäuscht sein würde. Das war zum Glück gar nicht der Fall, sondern das Buch hat im Gegensatz meine Erwartungen noch übertroffen. Das liegt auch an dem unglaublich guten Schreibstil. Anya Omah hat eine außergewöhnliche Art zu erzählen, die eher leise und aufgeregt ist, dabei aber auch mitreißend, poetisch und emotional. Ich war direkt in der Geschichte und mich hat sie auch bis zum Ende nicht mehr losgelassen. 

Das liegt auch, vielleicht sogar vor allem an den Figuren. Ich habe sowohl Simon als auch Alissa als auch einen Großteil der Nebencharaktere direkt in mein Herz geschlossen und bin so froh, wenn ich sie im nächsten Buch wiedersehen darf. Alissa wirkt zunächst einmal unglaublich taff und selbstbewusst, einfach wie jemand, der sich von niemandem etwas sagen lässt, doch man stellt extrem schnell fest, dass man sich da täuscht. Ihr familiärer Hintergrund belastet sie während des ganzen Buches enorm und man merkt vor allem, wenn sie alleine ist, wie schlecht es ihr noch immer geht. Das hat mir jedes Mal wieder das Herz gebrochen, vor allem wenn man miterlebt, wie schlecht ihre Schwester sie noch immer behandelt. Genau deswegen mochte ich Simon auch so gerne, weil er sie nie drängt, ihm etwas zu erzählen, aber sie dennoch bei jedem Schritt bedingungslos unterstützt und immer geduldig mit ihr bleibt, obwohl er selbst eine nicht so einfache Vergangenheit hat. Mir gefiel einfach unglaublich gut, dass beide locker Teil meines Freundeskreises hätte sein können, weil sie so nahbar wirkten. Weder Simon noch Alissa sind total abgeklärt, was Dating angeht, sondern sind vor jedem Treffen nervös und fragen sich, ob es überhaupt richtig ist, sich zu treffen und ob es genug Themen gibt, über die sie sprechen können. Das hat es mir noch einmal leichter gemacht, sie in mein Herz zu schließen und sie fest darin zu verankern, trotz aller Probleme, die sie miteinander hatten. 

Alles in allem ist die Geschichte als solche vielleicht gar nicht so innovativ, die Art zu erzählen und die Gestaltung der Charaktere macht es aber zu einem ganz besonderen Buch. Durch die poetische, leichte Art wird man direkt in die Geschichte gezogen und durch die sympathischen Charaktere will man auch gar nicht mehr aus dieser auftauchen. Der einzig negative Punkt ist vermutlich, dass ich noch bis zum nächsten Jahr auf die Geschichte von Calla und Jasper warten muss, obwohl ich sie jetzt schon gerne mit einem heißen Kakao in meinem Lesesessel lesen würde.