Rezension

Emotionale Liebesgeschichte

Wind in deinen Segeln - Jessica Winter

Wind in deinen Segeln
von Jessica Winter

Bewertet mit 4 Sternen

Das Cover mag ich gar nicht. Es zeigt wie ungeheuer viele Bücher des Genres ein Paar, das ineinander verliebt zu sein scheint. Die Farben tun ebenfalls nicht besonders viel das Cover, sie wirken kalt und so gar nicht einladend. Es sticht nicht hervor, wirkt auf mich sogar eher abschreckend, weil es viel zu kitschig und klischeehaft ist. Ich hätte hier ein Cover mit einem Papierschiffchen oder so etwas bevorzugt, ganz einfach weil es zum Inhalt passt und sich auch zwischen den Abschnitten wiederfinden lässt.

Die Geschichte hat mich aber positiv überrascht: Emerald muss pünktlich an ihrem 18. Geburtstag wieder zuhause sein, das ist der Deal und das obwohl sie so gar nicht zurück in die Hölle will, aus der sie einst geflohen ist. Soweit kommt sie aber gar nicht, denn auf dem Weg baut sie einen Unfall und ihr Auto bleibt mitten auf der Strecke liegen. Ein nettes Pärchen nimmt sie mit in die nächste Stadt, wo sie auf den Mechaniker Gabriel trifft, der ihr möglichst aus dem Weg gehen will. Doch Em bleibt hart, sie braucht ihren Wagen unbedingt und schafft es, ihn zu überzeugen, ihn schon am Wochenende anzuschauen. Aus Mangel an Alternativen verbringt Em viel Zeit in der Werkstatt und schleicht sich nachts zum Schlafen in das Gebäude. Obwohl Gabe sie mehr als einmal schroff abweist, sucht sie immer wieder seine Nähe und kratzt an seinen Mauern. Diese hat er allerdings aus gutem Grund errichtet, schließlich war er 11 Monate  unschuldig im Gefängnis und traut nun niemandem mehr. Doch als Emerald und er sich immer näher kommen, setzt er bald seine Zukunft für ihre Sicherheit aufs Spiel.

Ich habe von dem Buch rein gar nichts erwartet außer einer netten Lovestory mit wenigen Überraschungen und Emotionen. Meine Erwartungen wurden aber bei weitem übertroffen. Der Schreibstil ist zwar an manchen Stellen ein wenig holprig und zu wenig flüssig, aber die Geschichte ist dennoch gut genug zu lesen, sodass einen das nur am Rande interessiert. Dazu trägt vor allem die recht gute Geschichte und das Zusammenspiel zwischen Gabe und Em bei. Beide haben massenweise Probleme, die dazu beitragen, dass keiner von beiden eigentlich will, dass sich mehr als eine oberflächliche Beziehung entwickelt, die im Wesentlichen darin besteht, dass Gabe Emeralds Auto reparieren soll. Dennoch kommen sich die beiden näher und können die Dämonen durch diese Nähe zumindest ein paar Minuten vergessen. Mir gefiel ausgesprochen gut, dass es mal eine Beziehung war, die nicht aus Sex bestand, sondern zunächst vor allem eine Zweckgemeinschaft, weil sie einander brauchten und sich verstanden. Es ging nicht um die körperliche, sondern vielmehr um emotionale Nähe, was ich in letzter Zeit so in sehr wenigen Büchern gefunden habe. Auch dass diesmal nicht die Frau die schwache ist, die bei jeder Panikattacke vom Mann geschützt werden muss, sondern Gabe. Dies macht die Beziehung glaubwürdiger und man kann viel mehr mit beiden mitfiebern. Der Clifhanger am Ende des Buches ist natürlich unglaublich fies, vor allem weil man schon erahnen kann, wie es nun weitergeht und es mir für beide unglaublich leid tat.

Negativ ist mir neben den Unebenheiten im Schreibstil nur die ein bisschen schleppende Entwicklung der Story zu Beginn des Buches aufgefallen. Man wartet die ganze Zeit, dass endlich etwas passiert, egal ob sich die Liebesgeschichte zwischen den beiden endlich (weiter-)entwickelt oder dass man Details aus der Vergangenheit der Personen erfährt. Diese Entwicklung braucht eine ganze Zeit, letztlich fand ich sie aber sogar notwendig, weil eine rasantere Dynamik nicht glaubhaft gewesen wäre.

Alles in allem gefiel mir die Geschichte deutlich besser, als ich es nach dem eher abschreckenden Cover vermutet hätte: Ich mochte die ein bisschen andere Liebesgeschichte zwischen Em und Gabe, die viel mehr über die Emotionen als über heißen Sex lebt. Ich bin mehr als gespannt, wie es weitergeht, dafür hat spätestens das rasante Ende gesorgt.