Rezension

Emotionale Schottlandreise

The Way We Fall - Edinburgh-Reihe, Band 1 -

The Way We Fall - Edinburgh-Reihe, Band 1
von Jana Schäfer

Bewertet mit 4 Sternen

Die 22-jährige Amelia lebt gemeinsam mit ihrer Schwester bei ihrer Tante in Edinburgh. Sie arbeitet in einem kleinen Café. Dort lernt sie den Schriftsteller Jasper Haven kennen – und kann den selbstverliebten, unfreundlichen Kerl nicht leiden. Doch die Wege der beiden kreuzen sich immer wieder und bald können sie die Anziehung zwischen ihnen nicht mehr leugnen. Allerdings plagen beide die Schatten ihrer Vergangenheit…

Erzählt wird die Geschichte aus den Ich-Perspektiven von Amelia und Jasper, wobei letzterer anfangs selten und später etwas mehr zu Wort kommt.

Schnell wird klar, dass beide Hauptfiguren stark von ihrer Vergangenheit geprägt sind und an ganz unterschiedlichen Ereignissen immer noch zu knabbern haben, was ihr aktuelles Verhalten beeinflusst.

Der unnahbare Schriftsteller hat mich im Klappentext besonders angesprochen. Jasper ist eine interessante Figur. Er ist erfolgreich und begehrt. Vor Publikum ist er charmant und lächelt, doch sonst ist er eher wortkarg und abweisend. Seine Geschichten dienen nicht nur anderen als Zuflucht. Auch für ihn stellt die Flucht in fantastische Welten einen willkommenen Weg dar, sich nicht mit der Realität beschäftigen zu müssen.

Amelia fühlt sich verantwortlich für ihre Schwester. Mit 22 schaut sie noch nicht wirklich in die Zukunft, denn sie traut sich kaum einen Schritt von zuhause weg. Sie vermisst nichts, bis sie einen Vorgeschmack bekommt, was sie in der Welt noch alles erwarten könnte

Von Anfang an fühlen die zwei sich zueinander hingezogen. Doch ihre jeweiligen Belastungen und Ängste stehen zwischen ihnen.

In der Mitte des Buches war ich etwas frustriert. Die Naturbeschreibungen sind super schön. Die Figuren ja durchaus interessant. Aber es ging nicht so richtig weiter. Die Handlung zog sich etwas. Schweigen und Geheimniskrämerei führt zu Missverständnissen und Drama und ich fürchtete schon, dass die Geschichte nun noch 200 weitere Seiten vor sich hinplätschern würde. Doch weit gefehlt: Im letzten Drittel rückt das Drama zwischen Jasper und Amelia in den Hintergrund, während ein anderes Thema den Mittelpunkt bildet und in ganz anderer Form für Dramatik sorgt, wodurch die Geschichte nochmal richtig interessant wird.

Ein paar Dinge entwickeln sich dann etwas zu schnell. Zwischenzeitlich dachte ich schon, die Handlung um Jasper und Amelia wäre gar nicht in einem Band abgeschlossen. Ist sie dann aber recht plötzlich doch und in Band 2 steht nun Amelias Schwester Maisie im Vordergrund. Deren Geschichte finde ich schon hier sehr interessant und hoffe, in ihrem Band dann auch mehr über die Entwicklungen zu erfahren, die sie hier durchmacht, die aber nur angedeutet werden
Tatsächlich war mir aber auch Amelias Veränderung etwas zu plötzlich und dadurch – im Gegensatz zu dem sehr emotionalen Weg, den Jasper beschreiten muss – schwerer greifbar. Dadurch geht dem Buch ein wenig an möglicher Tiefe verloren.

Fazit

Die Naturbeschreibungen vom rauen Schottland haben mich besonders in ihren Bann gezogen. Aber auch die Hintergründe der Figuren, die auf so unterschiedliche Art von ihrer Vergangenheit geprägt sind, fand ich interessant. Richtig fesseln konnte mich aber erst das letzte Dritte des Buches, in dem das Beziehungsdrama an sich viel weniger im Zentrum steht.