Rezension

Emotionale und authentische Geschichte einer Berliner Hebamme

Fräulein Gold. Schatten und Licht - Anne Stern

Fräulein Gold. Schatten und Licht
von Anne Stern

Bewertet mit 5 Sternen

Das Berlin der 1920er Jahre.
Die Hebamme Hulda Gold ist sehr beliebt. In ihrem Viertel, dem berüchtigten Bülowbogen.
Hier gibt es viel Armut und viel Elend. Hulda kümmert sich rührend um die werdenden Mütter, hat für jede ein liebes Wort und hilft wo die Not sehr groß ist.
Als die Nachbarin einer ihrer werdenden Mütter tot im Landwehrkanal gefunden wird und es wie ein tragischer Unfall aussieht, stellt Hulda Nachforschungen an bei denen sie selbst in Gefahr gerät.

„Fräulein Gold-Schatten und Licht“ ist der Auftakt der Reihe Die Hebamme von Berlin von Anne Stern.
Im Mittelpunkt steht natürlich Hulda Gold, die 26jährige Hebamme.
Hulde ist einfach ein toller Charakter, den die Autorin mit sehr viel Hingabe kreiert hat.
Für die Zeit (1922) ist Hulda eine außergewöhnliche Frau. Sie ist nicht verheiratet und verdient sich ihren Lebensunterhalt selbst. Sie ist selbstbewusst und stark, ich möchte mich nur ungerne mit ihr anlegen. Und sie ist liebenswert, hat für ihre Patientinnen immer ein liebes Wort und hilft wo die Not zu groß ist.
Ihr Gerechtigkeitssinn und ihre Neugierde werden ihr in dieser Geschichte fast zum Verhängnis.
Auch die anderen Charaktere sind natürlich gut gelungen, haben alle verschiedene Charakterzüge.
Selbst die Nebenrollen sind so gut in Szene gesetzt, dass sie im Gedächtnis bleiben.
Durch den Berliner Dialekt wird das alles noch authentischer.

Der Handlungsort ist Berlin und da, das Elendsviertel Bülowbogen.
Es geht schon unter die Haut, wenn man von der großen Not der Menschen dort liest. Kaum vorstellbar, wer ein bisschen Platz erübrigen kann, vermietet den als Schlafplatz für die Nacht und wenn es nur in der Küche ist aber es hilft die Miete am Ende des Monates zu zahlen.

Anne Stern beschreibt das Leben in diesem Viertel sehr anschaulich und authentisch.
Bei mir habe sich sehr schnell Bilder im Kopf eingestellt.
Die Kriminalgeschichte macht das Buch zudem noch recht spannend.
Auch das Ende hat mir gut gefallen, es war eine echte Überraschung.

Da ich mich für das Hörbuch entschieden habe muss ich auch noch ein paar Sätze zu der Sprecherin Anna Thalbach loswerden.
Anna Thalbach hat der Geschichte und den Protagonisten Leben eingehaucht.
Mit ihrer „Berliner Schnauze“ hat sie das Buch zu einem wahren Hörgenuss gemacht.
Für dieses Buch hätte es keine besserer Sprecherin geben können. Anne Stern und Anna Thalbach sind ein echtes Dreamteam.