Rezension

Emotionaler Roman über Trauerbewältigung und Neuanfänge

Abschied von Sullivan's Island - Sheila Reynolds

Abschied von Sullivan's Island
von Sheila Reynolds

Bewertet mit 4 Sternen

Liv und Adam, Adam und Liv…so war es seit ihrer Jugend gewesen und so hätte es ein Leben lang bleiben sollen. Doch dann wird Adam, aufgrund seiner Arbeit als Archäologe tausende Kilometer von Liv entfernt, durch einen Unfall grausam aus dem Leben gerissen. Wie durch einen düsteren Schleier erlebt Liv die Beerdigung ihrer großen Liebe und fühlt sich – trotz des einfühlsamen Zuspruchs ihrer Mutter und ihrer Freunde – so verloren wie noch nie. Wie soll sie ihr Leben nur weiterleben in der Gewissheit, dass Adam nie wieder nach Hause kommen wird, sie nie wieder anlächeln und küssen wird? Die gemeinsame Wohnung und Adams immer noch allgegenwärtige Präsenz bringen Liv an ihre Grenzen, die Trauer übermannt sie mit voller Wucht. Unerwartet stößt sie auf ein kleines Büchlein: Adams geheimes Reisetagebuch! Während seiner Arbeitseinsätze, die ihn (oft für mehrere Monate am Stück) rund um den Globus geführt hatten, hatte Adam alle Reiseziele dokumentiert, die er in der Zukunft gemeinsam mit Liv, die er liebevoll „Zwerg“ nannte, bereisen wollte. Dazu würde es nun nie mehr kommen… Für Liv kristallisiert sich schnell heraus, dass sie ihrem neuen Alltag – einem Leben ohne Adam – zunächst einmal für eine Weile entfliehen muss, um nicht an jeder Ecke an gemeinsame Erlebnisse erinnert zu werden. Ihren schockierten Freundinnen Lauren, Susan und Jules gegenüber erwähnt sie zwar ihre Reisepläne, verschweigt ihnen jedoch, dass sie dabei der Reiseroute, die Adam in seinem Büchlein notiert hatte, folgen will. Eine Art letzte gemeinsame Reise, auf der Adams Worte sie begleiten würden. Kann das tatsächlich gutgehen? Noch an der ersten Station, Panama City, erleidet Liv einen Zusammenbruch. Zu frisch ist die Trauer, zu übermächtig die Sehnsucht nach Adam. Nur das beherzte Eingreifen eines anderen Touristen, Jayden, rettet Liv aus ihrer Panikattacke.

Auch der gutaussehende Jayden befindet sich gerade auf einer Weltreise der besonderen Art… Bald schließen er und Liv sich zusammen, um gemeinsam weiterzureisen. Doch Jayden weigert sich beharrlich, über seine Vergangenheit zu sprechen. Was verbirgt er? Kann Liv ihm wirklich trauen? Und vor allem: Wird Liv auf dieser emotionalen Reise Frieden mit ihrer neuen Lebenssituation schließen können?

Obwohl es der zweite Band einer Reihe ist (Charleston Love Story), habe ich ohne Vorkenntnisse problemlos der Handlung folgen können. Dank dem lockeren, flüssigen Schreibstil konnte ich mich voll und ganz auf die Story konzentrieren, die Hauptfiguren Liv und Jayden kennenlernen und ein Gefühl für die leisen Zwischentöne entwickeln. Liv ist sehr sympathisch, authentisch und nachvollziehbar beschrieben worden, ihre Gefühle wurden teilweise so gelungen transportiert, dass ich richtig mit ihr mitgelitten habe. Besonders bei der Beerdigung von Adam habe ich ein paar Tränen verdrückt. Obwohl die Themen Verlust und Trauerbewältigung einen großen Teil des Werkes einnehmen, würde ich es dennoch als eine positive Geschichte einstufen, da für mich der Gedanke eines Neuanfangs überwogen hat.

Die Handlung ist – wie auch die verschiedenen Reiseziele selbst – kunterbunt und abwechslungsreich. Vor allem die detaillierten Impressionen der jeweiligen Reisestationen haben mich angesprochen. Die Leser erleben immer wieder kleine Rückblenden, wenn Liv sich an ihre gemeinsame Zeit mit Adam erinnert. Auch ihr Kennenlernen – das noch während ihrer beider Schulzeit erfolgte – wird geschildert.

Das Cover finde ich traumhaft schön - die Abbildung des Picknick-Tisches am Meer weckt regelrecht das Fernweh und die leichten Pastelltöne verstärken diesen verträumten Eindruck.

Einen winzigen Abzug gab es für mich für die – meines Erachtens – verfrühte Fokussierung auf Jaydens gutes Aussehen sowie auf flirtähnliche Momente zwischen ihm und Liv. Adams Beerdigung lag erst sehr kurze Zeit zurück und die Begeisterung für die ansehnliche Erscheinung eines anderen Mannes erschien mir etwas unrealistisch. Gegen Ende war ich etwas versöhnt mit dieser Entwicklung, als vermerkt wurde, dass Liv und Adam sich vor seinem Tod immerhin schon viele Monate nicht mehr gesehen hatten. Ich hätte mir diesen Hinweis deutlich früher gewünscht, bevor die neue Bekanntschaft unverschuldet einen etwas schalen Beigeschmack erhalten hatte.

Fazit: Ein emotionales Werk mit viel Weltenbummler-Flair; perfekt für alle Fans von Frauenromanen und Wohlfühlliteratur.