Rezension

Emotionales Thema endlich sachlich beleuchtet

Die Weiße Rose - Miriam Gebhardt

Die Weiße Rose
von Miriam Gebhardt

Ein Buch, welches tiefer geht, als die Helden der weißen Rose nur auf ein Podest zu stellen.

Die Autorin schafft es dieses hochemotionale Thema, welches die Gemüter immer wieder erhitzt, sachlich aufzugreifen ohne die ohne Zweifel heldenhaft mutigen Taten der Widerstandsgruppe in Frage zu stellen. Ich hatte oft das Gefühl, dass die Widerstandsgruppe durch Fernsehen und Zeitung schon fast als die Manifestierung des menschlichen Moralverständinisses angesehen und die Widerständler als Märtyrer gefeiert wurden. Dass diese Personen, aber auch nur Menschen waren, wird häufig völlig außer Acht gelassen. Die Autorin betont, dass die "innere Autonomie" der Widerständler maßgeblich zur Rebellion und Reflektion des individuellen Handelns in einer kontrollierenden, vereinheitlichenden und wahnhaften Diktatur beigetragen hat. Außerdem wären die Geschwister Scholl nicht die einzigen Hauptakteure, was häufig in den Medien so ausgedrückt wird. Dadurch, dass die Autorin immer wieder hervorhebt, dass die einzelnen Akteure auch ihre Schwächen und Fehler hatten, wird dem Leser eine Möglichkeit eröffnet sich mit den Widerständlern zu identifizieren. Mein Blick auf diese Gruppe hat sich stark verändert. Sie wurde mir besser zugänglich und dadurch durfte ich mein Verhalten und meine Denkmuster selbst reflektieren. Gleichzeitig macht die Autorin auch auf heutige Missstände aufmerksam. Einmal mehr wurde mir bewusst, wie wichtig und wie schwer es ist zu Zeiten von "Fake-News", Personal Ads, Social Media, Mitläufer-Effekten und nicht zu letzt dem Symptom "Rechtsruck" in Europa seine "innere Autonomie" aufrecht zu erhalten und sich eigene Gedanken und eigene Meinungen zu bilden, denn nur wer alle Perspektiven kennt, kennt auch seine eigene.

Ein sehr gutes und ein sehr wichtiges Buch!