Rezension

Emotionslos und unglaubwürdig

Hab und Gier - Ingrid Noll

Hab und Gier
von Ingrid Noll

Bewertet mit 1.5 Sternen

Es gab mal eine Zeit, da habe ich diese Dame gern gelesen, aber der Versuch einer leichten Lektüre für zwischendurch, ist mir diesmal bitter aufgestoßen. In Weinheim soll Karla ihren krebskranken Ex-Kollegen Wolfram pflegen und dafür im Testament bedacht werden. Da sich Wolframs Wünsche aber von Pflege auf Sterbehilfe steigern und Karla dafür Alleinerbin seiner Villa inclusive Vermögen werden soll, vertraut sich Karla ihrer jüngeren Freundin Judith an, die sich dann auch tatkräftig zu Werke macht. Es gibt so manches "rechtliche" Problem zu lösen und außerdem gibt es da noch die neugierige Nachbarin, die längst mitbekommen hat, dass zwei Damen beim Witwer eingezogen sind.
So, oder so ungefähr geht die Geschichte, die dann aber doch sehr ins Unglaubwürdige abdriftet. Sämtliche Protagonisten wandeln sich ständig vom Saulus zum Paulus und gleich wieder zurück zum Saulus, je nach dem, wie es Frau Noll für die Geschichte, oder für die Verwirrung des Lesers braucht. Mörder werden zu familienfreundlichen Allroundhandwerkern, beste Freundinnen zu machtbesessenen Manipulatoren und Sterbenskranke haben noch sexuelle Gelüste. Aber Karla ist die Beste! Als unbescholtene, alleinstehende Rentnerin fängt sie an, Testamente zu fälschen, Beweise verschwinden zu lassen und, trotz aller Vorbehalte, zur Hundehalterin und Ersatzoma zu mutieren.
Da Wolfram, Karla und ihre jüngere Freundin Judith alle in derselben Bibliothek gearbeitet haben, ist die Geschichte gespickt mit Zitaten und Gedichten aus berühmten Werken, die teilwiese in einen geschmacklosen Zusammenhang gebracht werden: Der Wolf ist tot!
Diverse Kollateralschäden wurden ziemlich emotionslos abgehakt, dafür aber mehrmals angedeutet, dass diese Story spannender als jeder Tatort sei. Nun, diesem Eigenlob kann ich ganz und gar nicht zustimmen und die Lust auf Noll ist mir erst einmal vergangen.