Rezension

Emotionslos und zäh

Café Leben -

Café Leben
von Jo Leevers

Bewertet mit 2 Sternen

Was bleibt von uns, wenn wir sterben? Gibt es jemanden, der unsere Geschichte erzählt? Sich erinnert? Oder sind wir dann einfach „weg“? In "Café Leben" beschäftigt sich Jo Leevers mit dieser Frage und gibt Menschen eine Chance, ihre Lebensgeschichte in Buchform zu hinterlassen. Eine schöne Idee.

Die Idee von "Café Leben" hat mir sehr gefallen und auch die Leseprobe ließ darauf schließen, dass sich Jo Leevers Roman lohnen wird. Leider war dem dann nicht so.

Die Geschichte von Annie, die schon früh ihre Schwester verliert (der Tod der Schwester steht bereits auf dem Klappentext, also kein wirklicher Spoiler), und der stoischen Henrietta, die ihre Gefühle fest verschlossen hält, bringt so viel Potenzial mit. Leider hat es die Autorin nicht geschafft, daraus einen mitreißenden oder zumindest bewegenden Roman zu schaffen. Dabei gibt sie sich alle Mühe: Jo Leevers hat einige überraschende Wendungen in ihren Debütroman eingebaut und geizt auch nicht mit Cliffhangern.

Das Problem ist jedoch, dass der Schreibstil mich absolut nicht gepackt hat. Trotz der Prämisse ist das Buch erstaunlich emotionslos, irgendwie distanziert erzählt. Womöglich soll dieser Stil die abgestumpften Gefühle der beiden Protagonistinnen wiedergeben? Leider hat es mir als Leserin gepaart mit einem insgesamt sehr zähen Schreibstil nur ein Gefühl der Langeweile verschafft.

Es passiert sehr selten, dass ich mir beim Lesen eines Buches keine Zitate aufschreibe. Diesmal war es tatsächlich nur ein einziges, nämlich: "Mit einem Buch ist man nie allein, würde meine Mum sagen." (Seite 254)

Schön, nicht wahr? Allerdings ist dieser Satz der einzige, den ich mir notiert habe, und das heißt schon was. Das Buch war leider eine (kleine) Enttäuschung. Sehr schade!

Fazit: "Café Leben" wartet mit einer sehr guten Idee auf. Leider hat Joe Leevers diese aber recht emotionslos und mit einigen Längen umgesetzt. Enttäuschend.