Rezension

Emotionsstarke Reise mit einem Tagebuch als Kompass

Die Landkarte der Liebe
von Lucy Clarke

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Glücksgriff in der Buchhandlung, der sich zu meinem Jahreshighlight gemausert hat! Die Geschichte um zwei Schwestern berührt Herzen, nimmt den Leser auf Reisen um den Globus sowie in sich selbst. Grossartige Schauplätze, die Lust zum Kofferpacken machen. Geschehnisse, die Gedanken anregen.

Solche Bücher sind der Grund, warum ich so gerne lese. Solche Bücher nehmen einen mit auf Reise um die Welt, auf Reisen in sein Innerstes, auf fremde Reisen, die zu eignen Reisen werden...
Der Titel weckt die Erwartungen einer klebrigen Liebesgeschichte, doch seine wahre Bedeutung findet man nur, wenn man die Geschichte um die zwei Schwestern liest. Ausserdem heisst der Roman im Original "Seashorses", also Seepferdchen (= Spitzname der Schwestern als sie Kinder waren), was ich viel treffender und weniger irreführend finde.

Ein solch gefühlvoller Roman, der wider Erwarten weder kitschig noch schnulzig wirkt, sondern alle möglichen dem Menschen bekannten Gefühle mit sich bringt. Kräftige Emotionen reissen den Leser mit, jagen Katie und Mia und deren Erinnerungen und Gedanken um den Globus. Gefühle von Trauer, Wut und Enttäuschung. Verblüffung, Erschrecken und Schuld. Aber auch Liebe, Freude und himmelhochjauchzende Glücklichkeit. Das Wunderbare der Erde, von Freunden und besonderen Menschen in unserem Leben, die allem erst überhaupt einen Sinn geben.
Dieser Roman hat mich mitgenommen auf eine Reise, die ncith meine war, die mich aber dermassen berührte als hätte ich jede Sekunde mit jeder darin vorhandenen Person mitgelacht, mitgelitten, ihre Abenteuer miterlebt, den bitteren Stich falscher Hoffnungen gespürt und mit einem letzten Glitzern in den Augen mich nach einem Happy End gesehnt.

Nicht nur die Schwestern, sondern auch ihre Weggefährten (besonders Finn) sind mir ans Herz gewachsen und ein steht fest: so schnell werde ich diese Geschichte nicht vergessen!

Obwohl die Autorin in der Vergangenheitsform und nicht aus der Ich-Perspektive schreibt (abgesehen von einigen Gedanken und den Tagebucheinträgen), lässt sie mit ihren Worten die ganze farbenfrohe Welt auferstehen. Der Verlust eines Menschen ist traurig, besonders wenn dieser so jung war, und dann auch noch Selbstmord. Dass ein Ende aber auch ein Anfang bedeuten kann, zeigt die Autorin auf sehr gefühlvolle Art. Sie bringt Gefühle als Thema, die man sich nicht so einfach selbst eingesteht, doch genau deswegen sprüht dieser Roman nur so von Leben.

Das einzige Kriterium - aber wirklich das Einzigste - sind einige Parallelen bei den Figuren und Situationen, welche die Handlung zwar verstärken, aber doch etwas zu viel waren. Parallelen und Wiederholungen sind im Leben möglich, doch zu viele Zufälle verraten den Roman. Ich empfand es als sehr schade, doch verzeihbar, denn der Roman hat trotzdem Bestnoten verdient.

 

5 / 5 Sterne