Rezension

empfehlenswert

Der Weg der Schwalbe - Thomas Fischer

Der Weg der Schwalbe
von Thomas Fischer

Hoffnung ist das Ziel

Für den Afrikaner Bonaventure ist die Flucht nach Europa die einzige Chance auf eine Zukunft für seine Familie. Auf seinem lebensgefährlichen Weg nach Norden ist er als illegaler Flüchtling auf die Unterstützung fremder Menschen angewiesen und ihrem guten Willen ausgeliefert. Gegen alle Widrigkeiten schlägt er sich durch, auf Lastern und Zugdächern, bezahlt Wildhüter und Soldaten für Hilfe und Schweigen, die Angst wird zum ständigen Begleiter. Unterwegs begegnen ihm die Schicksale gescheiterter Mitflüchtlinge, Tod und Leid werden zum nervenaufreibenden Alltag. Doch die Hoffnung auf ein besseres Leben für sich und seine Lieben hält ihn aufrecht. Als seine zurückgelassene Familie dann aber ums nackte Überleben ringt, muss Bonaventure eine folgenschwere Entscheidung treffen ...

meine Meinung:
Auf dem Titelbild des Covers ist der afrikanische Kontinent dargestellt mit blauen und weißen Streifen. In der Covermitte ist der Titel des Buches gedruckt und genau darunter der Autor.
Der Schreibstil ist sehr flüssig, dramatisch und lebendig. Es wird viel von dem Familienleben der Darsteller berichtet. Es wird von der Vergangenheit und Zukunftsträume eingegangen. Als Europäer kann man sich nicht vorstellen, warum man seine Heimat verlassen sollte und zu so einer ungewisser Reise aufzubrechen. Hier, wo wir alles haben, ist es nicht vorzustellen, seinen Arbeitsplatz wegen der eigenen Meinung zu verlieren oder dass ein Erdbeben das Haus zerstört.
In 89 unterschiedlich langen Kapiteln wird die Flucht von Bonaventure aus Afrika beschrieben. Leider ist der Schluss so offen gehalten, dass weder bekannt ist, wo Bonaventure an Land kommt bzw. welche Zukunft er findet. Aber er kommt zumindest über das Meer.
Für mich persönlich wäre es sehr interessant gewesen, wenn in dem Buch auch Ortsangaben vorgekommen wären. Es erhöht das Wiedererkennen, wenn in dem Buch Ortsnamen oder Länder vorkommen, die ich kenne bzw. mir ein Bild des Landes näher erklären. Es hätte mich auch interessiert wie die Reiseroute verläuft. Vielleicht soll  diese Route aber „geheim gehalten“ werden um andere Flüchtlinge zu schützen.
In den Kapiteln wird immer wieder unterschiedlich die Lebensperspektive von Bonaventure und seinen Helfern bzw. Mitflüchtlingen geschildert und auf der anderen Seite die Perspektive seiner Familie Frau, Kindern und Bruder mit Familie. Es wird gefühlvoll darauf eingegangen, dass Greta sich immer wieder Sorgen um ihren Mann macht. Sie muss mit den immer seltener werdenden Anrufen ihres Mannes klarkommen und hat ihre eigenen Sorgen um die Kinder und ihre Zukunft.
Das Buch endet mit Danksagung vieler helfender Hände. Das Buch schildert sehr realistisch die Dramatik der Flucht und das Risiko, ob diese sinnvoll ist oder ein gutes Ende hat. Doch bleibt die Hoffnung auf ein besseres Leben immer wieder der Motor so viel Leid und Not auf sich zunehmen.
Was kann ich daraus lernen:
In dem Buch wird geschildert, dass auch Menschen die aufgrund wirtschaftlicher Probleme das Land verlassen keine Flüchtlinge II. Klasse sind. Auch sie müssen Schutz und Hilfe verdienen. Oftmals liegt es gerade am ausbeuterischen Kapitalismus der westlichen Welt, dass es den Menschen in Afrika so geht, dass ihnen nichts anderes bleibt als nach Europa zu flüchten.
Viele Menschen, die sich zu einer Flucht entscheiden, haben ihre Schwierigkeiten nicht selbst verschuldet.
Herr Fischer hat mit seinem Engagement bei project-human-aid.de viel Kontakt zu Menschen, deren Geschichte in den Beispielroman eingeflossen ist. Mit dem Hintergrundwissen konnte er einen packenden und lebensechten Roman von Hoffnung und Verzweiflung schreiben.
Nicht jedem Flüchtling wird ein Überfall passieren, aber Hunger, Durst, Kälte und Einsamkeit sind schon große Bedrohungen alleine um nicht das Ziel zu erreichen für die die Verwandten in der Heimat alles Opfern. Der Roman hat daher einen realistischen Hintergrund und könnte immer wieder so geschehen.
Fazit:
Ich finde es sehr empfehlenswert dieses Buch zu lesen. Es kann nur einen kleinen Einblick geben in die Not und Hoffnung die Menschen aus Afrika treibt sich in Schlauchboten zu setzen und über die stürmische See ins gelobte Land zu fahren.

Dank möchte ich dem Autor und dem Verlag edel & electric für das Rezensionsexemplar mit eigener Widmung sagen.

zum Autor
Thomas Fischer wurde 1972 in Konstanz am Bodensee geboren. Nach dem Studium der Soziologie, deutschen Literatur und Philosophie arbeitete er als Redakteur in einer Berliner Kommunikationsagentur. Parallel gründete er 2002 mit Freunden die Hilfsorganisation „Project Human Aid e.V.“ (www.project-human-aid.de). Seine Arbeit für Kinder und Jugendliche führt ihn seitdem in regelmäßigen Abständen nach Burundi, Ostafrika. Daneben arbeitet er heute für einen diakonischen Unternehmensverbund in Berlin und Brandenburg. Thomas Fischer lebt in Berlin.