Rezension

Empfehlenswert, aber ärgerliche Kürzung für's Hörbuch

Warum wir laufen, 5 Audio-CDs - Ronald Reng

Warum wir laufen, 5 Audio-CDs
von Ronald Reng

Bewertet mit 4 Sternen

Der Sportjournalist und Autor Ronald Reng - als Jugendlicher ambitionierter Mittelstreckenläufer - beginnt mit Mitte 40 wieder zu laufen. Über seine ersten Versuche, Fortschritte sowie Wissenswertes rund ums Thema Laufen hat er dieses Buch geschrieben.

Mich haben vor allem seine persönlichen Erfahrungen interessiert, in denen ich mich bis zu einem gewissen Grad als Hobbyläuferin wiederfinden konnte. Authentisch und amüsant schreibt Reng von seinen ersten Laufausflügen in ausgebeulten, alten Baumwollhosen, dem Ziel, die Ernährung umzustellen, die in abendlichen Fressorgien endet, Fußschmerzen, den inneren Schweinehund und falschen Ehrgeiz.

Interessant sind die Einblicke in Biografien verschiedener Läuferpersönlichkeiten sowie kleine Abstecher in die Geschichte des Laufsports, Fragen nach Trends, Ernährung, Atmung, Laufstil, elektronischen Sportgadgets etc. Und auch das Kapitel über die Auswirkungen auf die Psyche fesselt. Dazu befragte der Autor u.a. Teresa Enke, der das Laufen über den Selbstmord ihres Mannes, Bundesliga-Torwart Robert Enke, hinweggeholfen hat.

Thematisch geht Reng nicht in die Tiefe, gibt aber einen abwechslungsreichen Überblick.

Was man vielleicht wissen sollte: Reng bringt für seinen Selbstversuch von vorneherein völlig andere Voraussetzungen mit, als ein xbeliebiger Laufneuling, dem es erst einmal nur darum geht, fünf Minuten am Stück durchzuhalten. Reng hingegen versucht recht bald an frühere Leichtathletik-Leistungen anzuknüpfen.  Im Fokus stehen Methoden, um das Tempo zu steigern. Mich persönlich hat das stellenweise gelangweilt.

Der akustischen Version muss ich übrigens einen fetten Punkt abziehen. Ausgerechnet das Kapitel, das mich am meisten interessierte, fehlt: Wie gelingt es, trotz überanstrengten Gelenken dranzubleiben und weiterzulaufen? Das Audiobook gibt dazu keine Antwort, was umso unsinniger erscheint, da Reng über mehrere Kapitel wiederkehrend von üblen Fußschmerzen berichtet. Die inhaltliche Lücke fällt demnach auf: Denn plötzlich - oh Wunder -  spurtet Reng wieder durch die Straßen, von Schmerzen kein Wort. Weil mich das doch stark irritierte, habe ich einen Blick ins Gedruckte geworfen und siehe da: Das Kapitel "Am Fußboden", in dem es um gezielte Gymnastik und physiotherapeutische Maßnahmen geht, fiel der Kürzung zum Opfer. Ein echter Faux-pas! Welcher Held war da am Werke? Nun gut, ich werde beim nächsten Besuch in der Buchhandlung wohl einmal unauffällig einen Blick in die Printausgabe werfen.

Ansonsten: Empfehlenswert. Angenehm vorgetragen von Andreas Pietschmann.