Rezension

Empörend, nachdenklich, faszinierend…

Indignation - Philip Roth

Indignation
von Philip Roth

Bewertet mit 4.5 Sternen

https://lesenundhoeren.wordpress.com/2016/08/10/buch-review-philip-roths...

Kritik:

Cover: Da gibt es leider nicht viel zu sagen. Das Cover ist eher nüchtern. Da würde ich nicht zugreifen, wenn ich es im Regal sehe.

Eindrücke/Inhalt: Dieses Buch war ein Tipp. Ich hatte erst meine Zweifel, aber ich habe dieses Buch verschlungen. Da es ja auch nur ein Kurzroman ist, hab ich ihn innerhalb von 2 Tagen verschlungen. „Unter Morphin“ heißt das erste und eigentlich einzige Kapitel. Die ganze Zeit habe ich geahnt, was dahinter steckt. Doch dennoch hat mich Roths Geschichte um den 19jährigen Juden Marcus mitgerissen. Erst fängt er das Jugendlichsein ein, die Unbeschwertheit, den Zwiestreit zwischen Gefühlen und Vernunft. Zwischen Herkunft und eigenen Erfahrungen, eigenen Meinungen, das Finden der eigenen Persönlichkeit. All das vor dem Hintergrund der Zeit, des Koreakrieges. Es regt zum Nachdenken an und hat mich bewegt.

Ist Sexualität ein bestimmendes Thema für einen Mann diesen Alters, ist sie auch Ausdruck der Gesellschaft, der Gefühlswelt und des Selbstbildes von Marcus und seiner „Leidensgenossen“. Mancher mag diskutieren, warum manche Autoren dieser Generation dieses Motiv/ Thema immer wieder einbringen und ob das nötig ist. Auch ich fand das mitunter schon störend. In diesem Buch fand ich es aber passend und nicht zu viel. Vielleicht war die „Campus-Orgie“ etwas übertrieben. Aber Übertreibung ist ja auch ein Stilmittel. Es bringt den Kontrast zu der Ernsthaftigkeit der Taten am anderen Ende der Welt.

Charaktere: Hauptfigur ist Marcus, ein jüdischer Student. Einerseits ist er ein vorbildlicher Sohn und Student. Andererseits ist er auch sehr selbstbewusst in seiner eigenen Meinung. Als er Olivia kennenlernt, ändert das alles. Er sieht sich nun konfrontiert mit Gefühlen, einem gewissen Bestreben auszubrechen aus dem vorbestimmten Leben. Am Ende ist er ein Junge seiner Zeit durch und durch. Ich fand ihn zwischenzeitlich schon etwas nervtötend, zu angepasst, dann wider zu besserwisserisch. Das hat ihm letztlich das Genick gebrochen. Trotzdem fand ich ihn auch sympathisch. Olivia und sein Vater waren psychisch krank? Vielleicht, aber er war selbst sehr zwiegespalten. Eine Tatsache, die er bis zum Schluss nicht wahrhaben wollte. Er hat Meinungen zu allen anderen Figuren, aber scheitert schließlich an der Selbstwahrnehmung.

Stil/Gliederung: Sehr klare und deutliche Sprache. Sehr flüssig zu lesen. Nicht zu anspruchsvoll, aber auch nicht einfach. Sehr angenehm zu lesen. Auf den Punkt gebracht.

Fazit:

Mein erstes Buch von Roth. Es hat mich überrascht. Irgendwie hatte ich etwas anderes erwartet, aber es hat mich mitgerissen. Ich werde jetzt demnächst noch ein weiteres Buch von ihm lesen, nachdem seine Biografie mich neugierig gemacht hat. Eine absolute Leseempfehlung.