Rezension

Ende ohne Überraschungen, in gewohnter Manier

Chiisakobee - Die kleine Nachbarschaft. Bd.4 - Minetaro Mochizuki, Shugoro Yamamoto

Chiisakobee - Die kleine Nachbarschaft. Bd.4
von Minetaro Mochizuki Shugoro Yamamoto

Bewertet mit 4 Sternen

Es heißt Abschied nehmen: Der vierte ist der letzte Band der Mangareihe „Chiisakobee – Die kleine Nachbarschaft“ und sie endet, wie sie begonnen hat – leise und elegant. Eine Reise geht zuende. Das spürt man schon mit den ersten Bildern. Shigeji und Ritsu zeigen sich ungewohnt nachdenklich. Sie wirken einander zugewandt, in Gesten und Gedanken. Keine geballten Fäuste, kein stures Ausweichen.

Nachdem im dritten Teil eine Art emotionaler Knoten geplatzt ist, widmet sich dieser Band ganz der Beziehung zwischen Shigeji und Ritsu. Wie diese endet, nimmt das Cover augenscheinlich vorweg. Dennoch ist es faszinierend, sich von den Bildern das letzte Stück des Weges tragen zu lassen. Es ist nach wie vor erstaunlich, wie kraftvoll und doch schlicht Zeichner Minetaro Mochizuki Gefühle transportiert. Er zoomt heran und wieder weg, inszeniert Details und Körperhaltungen, legt sein Augenmerk auf beiläufige Momente, die der Geschichte und den Personen Lebendigkeit einhauchen. Es fesselt, diese Bilder zu betrachten. Sie führen mit einem Minimum an Text und einfachen, klaren Strichen ausdrucksstark durch die Handlung.

Der Abschluss einer Reihe, das letzte Mosaikstück, bietet immer die Möglichkeit, ein Werk in seiner Gesamtheit zu beurteilen: Und da zeigt sich wenig Kritik. Persönlich finde ich, hätte man einen Band einsparen können. Die ruhige Erzählweise macht diese Reihe so einzigartig, doch kleine Kürzungen hätten der Qualität nichts anhaben können. Bisweilen hat man den Eindruck, dass sich die Handlungsfäden zu schwach entwickeln.

Kritisiert hatte ich in einer früheren Rezension das Frauenbild: Und ja, ich bin kein Fan von dem Klischee, dass wir Frauen vom männlichen Geschlecht gerettet werden müssen. Dieses Eindrucks kann man sich hier leider nicht ganz erwehren. Ob es nun an der Roman-Vorlage aus den 1950er Jahren liegt, oder an überholten Rollenbildern, die sowohl in unseren Köpfen, als auch in der Realität weiterhin – und nicht nur in Japan – zu finden sind.

Davon abgesehen ist Chiisakobee ein angenehm reifer, bodenständiger Manga mit starken und sensiblen Charakteren und einer authentischen Entwicklung, ohne künstliches Drama oder vor Kitsch triefender Romantik, vor allem aber ein großer visueller Genuss.