Rezension

Endgame – Das ist das Ende

Endgame: Die Auserwählten
von James Frey

Bewertet mit 3.5 Sternen

Meine Meinung zu Endgame ist ziemlich zweigeteilt. Ich lasse jetzt mal die ganzen Rätsel und Geheimnisse, den Hype und alle Vergleiche außen vor und bewerte nur den Rest.

Zuerst das Cover, welches mir an diesem Buch bald am besten gefällt. Es ist einfach ein Eyecatcher da kann man nichts anderes zu sagen. Es sieht edel und mystisch zugleich aus. Absolut gelungen.  

Der Schreibstil des Autors James Frey ist im inneren dann zuerst mal gewöhnungsbedürftig. Entspanntes und flüssiges Lesen war zumindest in diesem Buch bei mir nicht drin, nicht nur weil ich mich immer an Bücher gewöhnen muss die im Präsens geschrieben sind. Wenn ich mal kurz nicht bei der Sache war, zurückblättern, nochmal lesen obwohl es zeitweise auch ziemlich langweilig war und ich mich deshalb des Öfteren beim Überfliegen ertappt habe. Dennoch merkt man, dass hier ein erfahrener Schriftsteller am Werk war und seine Fähigkeit es, trotz dieses Auf und Abs, immerhin noch bewerkstelligt zu haben, dass ich es ohne Zwang bis zum Ende gelesen habe ist doch eine Leistung für sich.

Die Charaktere, wohl das schwierigste Thema. Nicht nur, dass es mir unheimlich schwer fiel sie aufgrund ihrer Namen auseinanderzuhalten, auch ihre Persönlichkeiten fand ich unglaublich anstrengend. Immer wenn ich dachte, hey diese Person ist doch ganz nett, macht sie irgendwas das sie wieder unsympathisch werden lässt. Klar da ist diese ganze, ich muss an mich selbst denken um zu überleben, Sache, aber ich will auch irgendwie nachvollziehen können was eine Person tut und warum sie es tut. Dabei muss sie nicht zur guten Sorte Mensch gehören, aber wenigstens zu der Kategorie Mensch – oder sind wir alle irgendwie nur kepler 22b?

Endgame ist in viele kurze Kapitel eingeteilt, die sich auf bestimmte Personen an bestimmten Orten beziehen. Das sollte es leichter machen ihnen zu folgen aber ich habe leider kein Gedächtnis für Namen wie Hilal Ibn Isa Al-Salt, Baitsakhan Donghu oder Marcus Loxias Megalos und musste ständig wieder hinten in der Kurzübersicht nachsehen wer jetzt nochmal wer war. Sicher, andere Länder, andere Namen, aber bei der Menge an Personen hat es dann doch etwas gedauert. Schließlich sollten sie ja eigentlich alle völlig unterschiedlich sein, was sie dann auch unterscheidbar gemacht hätte, aber im Grunde ist der Großteil der am meisten beschriebenen Charaktere gleich. Eine Menge Kohle, blutrünstig und in irgendwas super toll. Im „Endgamemodus“ sind sie alle gleich anstrengend. Bis vielleicht auf Shari. Wahrscheinlich prägen sich mir persönlich am Ende doch immer nur die Personen mit mehr Herz als Bizeps nachhaltig ein.

In der Geschichte an sich findet sich dagegen eine unglaubliche Menge Recherche, Arbeit und Autorenliebe. Als Schriftsteller braucht man vielleicht nicht immer einen detailgetreuen Plan, aber eine geradlinige Vorstellung. Bei einer solch komplexen Geschichte reicht beides nichts aus. Schreiben hat manchmal auch etwas von Architektur in der alles seinen Platz haben muss. In Endgame ist dies besonders wichtig und ich hatte nie den Eindruck, dass James Frey an irgendeinem Punkt planlos vorgegangen ist und genau diese Leidenschaft hat man selbst jetzt noch, also nach der Übersetzung, auf jeder Seite gespürt.

Es ist also nicht Freys Schreibfähigkeiten zu verdanken, dass ich mich nicht an Endgame binden konnte, sondern seiner Art, die Dinge aufzuziehen und ins Rollen zu bringen. Es hat mich nicht mitgenommen, mich irgendwie im Regen stehen lassen wie die Deutsche Bahn. Ein unglaublich arbeitsintensives Bauwerk auf das man beeindruckt blickt, aber den Eingang nicht findet. Ich werde auch den nächsten Teil lesen, weil ich wissen will wie es weitergeht, aber ich fiebere nicht darauf hin.