Rezension

Endgame ist vieles – und doch nur große Luft, die an einigen Stellen zu stark aufgebauscht wurde

Endgame: Die Auserwählten
von James Frey

Endgame ist vieles – und doch nur große Luft, die an einigen Stellen zu stark aufgebauscht wurde. Mag es von außen gewaltig aussehen – was schier beabsichtigt wurde – ist es von Innen nur ein Haufen immer weiter auftauchender Ereignisse, die das Ende der Welt ankündigten und mich schnell an dem Abgrund meiner Nerven brachte, an dem ich nur allzu gerne hinabspringen wollte, um Erlösung zu ersuchen.

Im Buch wird stetig rübergebracht, dass Endgame gestartet ist und man seinem Schicksal nicht entkommen kann. So erging es auch mir: Ich konnte mich vor dem Buch nicht verstecken, der Hype krallte sich an meinen Beinen fest und verlangte, beachtet zu werden. Mit verkratzten Beinen und jede Menge weiteren Verletzungen habe ich Endgame knapp überlebt, doch wie wichtig ist das Überleben im Buch wirklich?

Ich kann euch nicht wirklich etwas Neues zum Buch erzählen, denn die Geschichte verändert sich nun mal nicht und erfindet sich neu. Auch wenn „Endgame“ sicherlich damit werben würde – weil ergo es ja alles kann und ist und überhaupt – kann es sich nicht neu erfinden. Aber das Buch mag noch so „mysteriös“ und „rätselhaft“ sein: Der Gedanke, dass es mehr Sprüche klopft, als wirkliche Tatsachen auf den Tisch zu knallen, wurde ich bis zum Schluss nicht los sondern bestätigte sich zu 100%, als ich am Ende angelangt war.
Dabei versteht James Frey wirklich, interessante „Hintergründe“ zu jedem der 12 Völker zusammenzustellen, nur muss ein Autor mehr können, als nur gute historische Mythologien und Geschichten auszugraben und sie an den Seiten einzumauern.

Wo beginnt Endgame, wo hört es auf?

Endgame ist nicht komplex oder verwirrend, zeigt uns auch keine „mögliche“ Zukunft an sondern beinhaltet einfach nur zu viel „Vergangenheit“ und „Mythologien“ über ein altes Himmelsvolk und seine 12 Völker, die schon seit Jahrtausenden um ihr Überleben kämpften. Das alles wurde mehr in Rätseln übermittelt und kam somit oft undeutlich bei mir an. Das Resultat war, dass mein Lesespaß ebenfalls verloren ging und ich einfach die Kraft verlor, weiterzumachen. Aber das bringt Endgame eben so mit sich, und ich stellte mich weiter ahnungslos an den Rand um bereit für das Ende zu sein…

Und zu Anfang müssen Opfer gebracht werden, um das Ende der Menschheit anzukündigen …

…denn was wäre schon so eine lahme Ankündigung über TV oder Gedankenübertragung, wenn es um ENDGAME geht ?!
Zu Beginn begeht der Autor erst mal einen Massenmord nach dem anderen, bedroht die Menschheit mit mehreren Meteoriten, ohne mit der Wimper zu zucken. Die 12 Spieler erledigen während dem „spielen“ noch ein paar mehr, obwohl diese eigentlich nicht unschuldige Menschen töten müssen, um Endgame zu gewinnen. Machen sie aber dennoch. Weil sie es einfach können und ihnen keiner im Weg stehen soll. Nicht jeder denkt kaltblütig, aber am Ende klebt sogar an dem unschuldigsten unter den 12 Spielern Blut. James Frey hat seine Spieler top ausgebildet in den Krieg um die Menschheit geschickt und wir durften jedem von ihnen über die Schulte gucken – mit einem selbstverständlich sicheren Abstand. Hart wie Gold, glänzend und schimmernd - so waren auch die einzelnen Taktiken jedes Spieler – und oftmals erschreckte es mich, zu was solch junge „Menschen“ fähig waren.

Worum es in Endgame geht, wird auch schnell offengelegt und der Ernst der Lage, sowie die Last und Bürde, die die Spieler auf ihren jungen Schultern zu tragen haben, ist ein allgegenwärtiger Druck, der das Spiel vorantreibt. Dieses Weltuntergangsfeeling war wie so eine tickende Uhr, die mir androhte, dass ich mich beeilen müsste, ehe mich ein anderer Spieler eingeholt hat und vor mir das Rätsel löste…

 

Alle 12 Spieler sind nun mal keine gewöhnlichen Menschen, haben auch keine Superkräfte, sondern stammen von uralten Völkern ab und wurden je nach „Glaube“ und „Lebensstil“ ausgebildet. Ausgebildet um zu töten, zu verstecken, zu tricksen, zu überleben und alles, was ein Spieler eben für Endgame benötigt. Und dabei sind es alle noch Jugendliche. Verwirrend wurden sie nach und nach anfangs eingeführt, aber ich gewöhnte mich Kapitel für Kapitel an die wechselnden Sichtweisen und fand mich gerade so zurecht. Dennoch blieben mir ehrlich gesagt einige Spieler einfach zu durchsichtig und ich konnte es kaum erwarten, aus ihren Kapitel und Sichtweisen rauszukommen.

Wahnsinnig interessant waren dabei die starken Unterschiede zwischen jedem der 12 Spieler. Die einen hasste ich vom ersten Einblick in deren Sichtweise, da ihnen die Menschlichkeit fehlte – was verständlich ist, wenn man sich deren Bräuche und Leben näher angesehen hatte – und den anderen wünschte man einfach nur, dass ihnen nichts passierte . Irgendwie war ich dann mittendrin und wusste ganz genau, wem ich den Sieg und wem ich den Tod wünschte. James Frey hat sich offensichtlich große Mühe bei der Charakterisierung jedes einzelnen seiner Protagonisten gemacht, einfach weil sie so sein müssen, um die Geschichte voran zu bringen. Seine mit Abstand größte Stärke, die aber unter all der aufgebauschten, heißen Luft, beinahe bei mir untergegangen ist. Dennoch muss ich ihm da Lob zustecken, wie er es schaffte, diese schwierigen Protagonisten zu bändigen.

 

James Frey überraschte mich mit unerwarteten Verbindungen, nahm sie mir aber am Ende wieder weg und löste sie nicht so ganz auf. Auch die Rätsel, welche jeder der Spieler eigens zugeteilt bekamen (Die Rätsel zum Gewinn beachtete ich nicht) und lösen mussten, ergab wenig Sinn für mich. Der Autor ließ mich persönlich oftmals von weitem zuschauen, ohne dass ich einen Einblick in den „arbeitenden“ Gedanken der Protagonisten erhaschen und mit ihnen die Lösung erraten konnte. Vielleicht hatte der Autor Angst, dass ich beim näherem Hinsehen erkennen würde, dass sein Buch doch nicht so golden ist, wie es den Anschein hatte?!

 

Was Endgame als Spiel betraf: Konnte bei mir auf Dauer nicht mehr punkten, da ich zu oft außen vorgelassen wurde und mit Infodumping zugeschüttet wurde ohne diese mit den Protagonisten zusammensetzen und enträtseln zu können. Auch wenn ich James Frey´s schreiberisches Talent anerkenne, hat es einfach nicht gereicht, nur schreiben und „Geschichten“ erzählen zu können. Seine Schwächen waren stetig sichtbar und haben mir aufgezeigt, dass er auch nur ein normaler Autor ist, der nicht jeden Leser (wie mich ^^) für sich gewinnen kann.

Fazit:

Endgame ist vieles – und doch nur große Luft, die an einigen Stellen zu stark aufgebauscht wurde. Mag es von außen gewaltig aussehen – was schier beabsichtigt wurde – ist es von Innen nur ein Haufen immer weiter auftauchender Ereignisse, die das Ende der Welt ankündigten und mich schnell an dem Abgrund meiner Nerven brachte, an dem ich nur allzu gerne hinabspringen wollte, um Erlösung zu ersuchen.

Soll heißen: Muss man nicht wirklich gelesen haben und muss man nicht wirklich  fürchten, sondern sollte man wenn schon gelassen entgegenblicken und die Geschichte als solche einfach mal „anlesen“.
Ich spreche Endgame nicht ab, dass es mich hier und da unterhalten konnte, aber meine Enttäuschung war dann doch stärker und so sehe ich eine Weiterempfehlung mit gemischten Gefühlen entgegen.
Soll wieder heißen: Lest es einfach, lasst Endgame starten und rennt um euer Leben. Ich warte hier an  meinem Abgrund, bereit, mit euch hinabzuspringen.

Bewertung:
Ich vergebe knappe 3 Marken, denn für 4 war es mir dann doch zu – siehe eine Meinung oben. ^^