Rezension

Endlich wieder ein Buch über die Waringhams

Teufelskrone - Rebecca Gablé

Teufelskrone
von Rebecca Gablé

Bewertet mit 5 Sternen

Ich liebe das Cover, weil es wunderbar zu den anderen Bänden der Saga passt ohne, dass sie sie zu sehr ähneln. Man erkennt auf hundert Meter, dass es sich um ein Buch von Rebecca Gablé handelt und es macht sich einfach hervorragend im Regal.

Auch die Geschichte mag ich sehr gerne: Yvain of Waringham soll anders als sein älterer Bruder Guillaume, der Ritter König Richards ist, in den Dienst der Templer treten. Doch als er am Abend vor seiner Ernennung auf Prinz John trifft, sich mit diesem betrinkt und schließlich bei einem leichten Mädchen landet, anstatt in Andacht und Gebet zu versinken, wird er in Schande nach Hause geschickt. Doch dann bittet Prinz John darum, dass Yvain fortan als Knappe in seine Dienste tritt und dessen Vater nimmt das Angebot an. Nun stehen die Waringham-Brüder auf verschiedenen Seiten, denn seit der König nach einem Kreuzzug in Gefangenschaft geraten ist, rebelliert der Prinz zunehmend offen gegen dessen Herrschaft und selbst als Richard Löwenherz dann stirbt, scheint es, als könne sein jüngerer Bruder niemals aus dessen Schatten treten.

Ich liebe alle historischen Romane von Rebecca Gablé, schon allein weil sie es jedes Mal schafft, mich für die Zeit, über die sie erzählt, zu begeistern und interessieren. Ich kann noch immer die Verstrickungen der Rosenkriege und deren Könige aufzählen, ohne groß darüber nachzudenken. Allerdings gefiel mir das letzte Waringham-Buch nicht ganz so gut, von daher dachte ich, dass die Reihe nun endgültig ein Ende gefunden hätte und habe mit einer gewissen Melancholie auf diese zurückgeblickt. Umso mehr habe ich mich auf dieses Buch gefreut, nicht nur weil es ein Waringham-Buch ist, aber nicht an das letzte anknüpft, sondern auch weil es über eine Zeit erzählt, über die man zwar ein theoretisches Wissen hat (und wenn nur durch Disney’s Robin Hood), man aber kein richtig tiefgreifendes Verständnis für diese Zeit entwickeln konnte. Auch dass hier mehr König John als Richard, der heute hauptsächlich als Löwenherz bekannt geworden ist, im Mittelpunkt steht, fand ich unglaublich spannend, weil ich über ihn recht wenig wusste und ich gespannt war, wie er zu seiner sehr negativen Sichtweise gekommen ist.

Ich wurde absolut nicht enttäuscht, was schon alleine daran lag, dass die Autorin es wieder einmal schafft, dass man so vollkommen in das Buch eintaucht, dass man sich selbst in dieser Zeit wähnt und man selbst nach dem Auftauchen ein paar Minuten braucht, um wieder in die Realität zurückzufinden. In dieser Intensität hat es lange kein Buch mehr geschafft, mich so zu fesseln. Das liegt nicht nur an dem wirklich sehr angenehmen Schreibstil, sondern auch daran, dass ich Yvain auf seine Art wirklich gerne mochte. Er ist ein typischer Waringham mit einer losen Zunge und einer unerschütterlichen Moralvorstellung, mit der er sich auch schon mal über den König hinwegsetzt. Gerade dass beide Könige nicht nur positiv, sondern auch mit allen ihren schlechten Eigenschaften gezeichnet werden, macht das Buch so lesenswert. Richard Löwenherz ist eben nicht nur der strahlende Kreuzfahrer, sondern auch jemand der England vielmehr als Geldquelle für diese Kreuzzüge und sein Lösegeld ansah, während John nicht nur der rebellische und unerfolgreiche Bruder war, sondern auch ein erfolgreicher Krieger und kluger Stratege, der aber als der König im Gedächtnis blieb, der seine königlichen Rechte durch die Magna Charta einschränken lassen musste. Gerade diese ambivalente Schilderung hebt das Buch von anderen ab und erscheint einem wie ein differenzierter Blick auf die Quellen, bei dem man aber auch die Menschen hinter den Erzählungen kennenlernt.

Alles in allem ist dieses Buch eines der besten, das ich seit langem gelesen habe, was sowohl an dem geschichtlichen Hintergrund als auch an der wunderbaren Figurenzeichnung liegt. Es hat definitiv einmal mehr bewiesen, warum Rebecca Gablé eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen ist.