Rezension

Endlich wieder in Le Lavandou

Mörderisches Lavandou - Remy Eyssen

Mörderisches Lavandou
von Remy Eyssen

Ein spannender Fall für Rechtsmediziner Dr. Leon Ritter, etwas weniger provenzalisches Flair, dafür mehr grausame Details.

In Le Lavandou, einem beschaulichen Ort an der Küste der Provence, geschieht etwas Fürchterliches. Eine Joggerin wird entführt, ihr Fuß amputiert und sichtbar am Strand platziert. Der Gerichtsmediziner Dr. Leon Ritter glaubt nicht an die Schuld des schnell gefundenen Verdächtigen, steht aber mit seiner Meinung ziemlich allein.

Im fünften Band der Reihe hat Remy Eyssen den Herbst als Jahreszeit gewählt. Und somit dem Lavendel abgesagt. Ob es daran liegt, dass in diesem Fall das typische Lebensgefühl nicht ganz so perfekt transportiert wird?

Die Machart ist die gleiche wie in den Vorgängern: Das Verbrechen wird verübt, auch dieses Mal an einer jungen Frau, die Ermittlung wird aufgenommen, doch aufgrund bestimmter Interessen nicht gründlich verfolgt, so dass sich dem scharfsinnigen Rechtsmediziner jede Menge Hindernisse in den Weg stellen.  

Auch den Ort erkennen wir wieder samt den Personen, die ihn bevölkern. Da begegnen wir der alten Veronique, wie immer mit einer Gitane zwischen den Lippen, dem schwarzgelockten Maler Antoine Legrand und neben vielen anderen natürlich der stellvertretenden Polizeichefin Isabelle, die mit Leon liiert ist, und ihrer Tochter Loulou. Ebenfalls nicht fehlen darf der Ortsmittelpunkt, der Bouleplatz. Die Vorfreude auf ein kleines sportliches Ereignis wird nicht enttäuscht, und kurz kann man pures Lokalkolorit genießen.

Jedoch bleibt wenig Raum für das wohlige Gefühl, wieder in Le Lavandou angekommen zu sein. Zu aufregend wird die Geschichte, ein Mord reiht sich an den nächsten, entsetzliche Details offenbaren sich durch die Autopsien. Der Täter ist offensichtlich schwer gestört und liebt es, seine Mitmenschen und die Leserschaft in einem fort zu schockieren. 

Natürlich mag man es spannend, aber wer derart gut ein französisches Flair vermitteln kann wie Eyssen, sollte diese Stärke nicht vernachlässigen. Zugunsten eines größeren Anteils Provence hätte er auf die ein oder andere Portion Grausamkeit verzichten können. Vielleicht fehlte ja doch der Lavendel?