Rezension

Endzeit-Dystopie mit einigen Schwächen

Endgame: Die Auserwählten
von James Frey

Bewertet mit 3.5 Sternen

Endgame hat begonnen. An zwölf verschiedenen Orten auf der Erde schlagen Meteoriten ein und überbringen eine Nachricht für die zwölf Auserwählten. Diese sind allesamt Nachfahren alter Geschlechter und zwischen 13 und 21 Jahren alt. Ihre Aufgabe: Endgame gewinnen und ihr Geschlecht retten. Die Meteoriten führen sie an einen geheimnisvollen Ort zusammen und das Spiel um Leben und Tod beginnt, denn alle sind auf der Suche nach den drei Schlüsseln. Um diese zu finden müssen sie Hinweise richtig deuten und gegen die anderen Spieler bestehen. Nur einer kann gewinnen und seine Linie wird überleben, wenn die gesamte Menschheit vernichtet wird.

Endgame stand sehr lange auf meiner Wunschliste und ich hatte relativ hohe Erwartungen, wurde das Buch doch sehr „gehypt“. Ich hatte mir einen Roman in Richtung Tribute von Panem vorgestellt, denn die Thematik ist relativ ähnlich. Leider konnte der Roman von James Frey da nicht mithalten, was für mich an verschiedenen Punkten lag.

Obwohl die Story sehr interessant ist und die Möglichkeit für eine rasante und spannende Jagd vorhanden ist, gelingt es James Frey nicht diese Spannung aufzubauen. Zwar gibt es immer wieder Stellen an denen die Spieler aufeinander treffen und sie nur knapp einander entgehen oder ein Kampf entsteht, doch diese konnten mich nicht richtig fesseln. Insbesondere dadurch, dass die Spieler zwar alle gleichzeitig am selben Ort starten, dann aber über den halben Globus verteilt sind, nimmt dem Buch die Spannung. Es treffen immer wieder dieselben Spieler aufeinander, andere gehen in der Geschichte vollkommen unter.

Ein weiterer Punkt der mich enttäuscht hat war der Schreibstil. Dieser ist sehr einfach, oftmals einfallslos und ohne große Ausschmückungen. Für mich hat es den Eindruck gemacht, als würde James Frey den Schwerpunkt auf das beiliegende Rätsel legen und das Buch eher lieblos runterschreiben. Die kurzen Kapitel und die häufigen Wechsel der Perspektive fand ich dafür sehr gut, da man so einen Einblick in die Gedankengänge aller Spieler bekam.

Doch die Spieler waren für mich am Ende die größte Enttäuschung. Alle entspringen einem uralten Geschlecht und wurden seit Jahren auf die Spiele vorbereitet, sodass sie über gewisse Fähigkeiten verfügen, wie Kampfkunst, Bombenbauen oder der Umgang mit Schusswaffen. Das dies nicht immer realistisch ist erwarte ich von keinem Roman, und erst recht nicht von einem Fantsay-Roman, was Endgame für mich im weitesten Sinne ist. Doch die Fähigkeiten der Spiele waren mir einfach zu viel. In jeder Situation hatten die Spieler immer wieder zufällig passende Möglichkeiten. So konnte der eine plötzlich aus einem riesigen Turm springen ohne sich zu verletzen, der andere konnte natürlich ein Flugzeug fliegen, Autos knacken, Bomben bauen und jegliche Wurfgeschosse aus der Luft fangen. Auch unsägliche Schmerzen aushalten ist kein Problem, schließlich wurde dafür trainiert. Das war mir alles „too much“.

Neben diesen übertriebenen Fähigkeiten bin ich auch so nicht mit den Charakteren warm geworden. Sie waren mir einfach nicht sympathisch, zu blutrünstig (natürlich nicht alle) und ich konnte ihre Vorgehensweisen selten verstehen. Ich hatte mir erhofft zu erfahren wie sie die Rätsel und Hinweise lösen. Leider gab es immer nur eine „Erleuchtung“ und die prompte Lösung der Rätsel, ohne dass man von diesen viel erfuhr oder die Vorgehensweise zur Lösung.

Insgesamt hat mir der Roman deshalb nur mittelmäßig gefallen und das Buch ist meiner Meinung nach nicht den Hype wert. Sicherlich ist die Geschichte spannend und von einem Jugendbuch (auch wenn es ab 16 ausgeschrieben ist) erwarte ich keine hochtrabende Weltliteratur, aber der Schreibstil und die übermächtigen Jugendlichen haben mich enttäuscht. Das Krypto-Rätsel habe ich beiseitegelassen, denn da bin ich überhaupt nicht durchgestiegen. Insgesamt ist es ein nettes Buch für zwischendurch, aber es kommt an Endzeit-Dystopien wie Tribute von Panem bei weitem nicht ran. Darum gibt es nur 3,5 Sterne.