Rezension

Engel auf Erden und anderswo

Bobby Dollar 01. Die dunklen Gassen des Himmels - Tad Williams

Die dunklen Gassen des Himmels
von Tad Williams

Bewertet mit 4 Sternen

Da ist er, der neue Tad Williams. Wie habe ich drauf gewartet, zählt Herr Williams doch definitiv zu meinen Lieblingsautoren. 

Aber worum gehts: 

Bobby Dollar ist ein erdbasierter Engel, so wie es einige Wesen aus Himmel oder Hölle gibt, die den größten Teil ihrer Zeit sehr angepasst unter den Menschen verbringen. Seine Aufgabe ist es als Anwalt für die frisch verstorbenen Seelen aufzutreten. Denn jedes Mal, wenn ein Mensch stirbt folgt eine Verhandlung in der die Himmels- wie die Höllenseite ihre Argumente vortragen und ein noch höheres Wesen dann als Richter entscheidet, wo die Seele die weitere Ewigkeit verbringen wird. 

Man beginnt mit Bobby in seinem Alltag, trifft seine Freunde, auch alles himmlische Wesen, lernt die Bar Compasses als ihren Treffpunkt kennen und bekommt so einen Eindruck vermittelt, wie das Leben als Engel auf Erden so aussieht. Doch dann gerät natürlich alles aus den Bahnen: Eine der Seelen verschwindet, bevor auch nur mit der Verhandlung begonnen werden konnte und Bobby steckt mittendrin. Als kurz darauf der Verteidiger der Höllenseite auch noch ermordet aufgefunden wird, ist wohl definitiv klar, dass irgendwas im Busch ist und eine wilde Jagd beginnt. Ob nun die unabdingbare Lovestory, verbotenerweise mit einer Figur der Höllenseite, oder den irrwitzigen Angriffen- und Fluchtversuchen vor uralten dämonischen Wesen. Bobby stolpert nun von einem Fettnäpfchen ins nächste und hat die halbe Hölle auf den Fersen, da in gewissen Kreisen verbreitet wurde, dass er einen ominösen Gegenstand in seinen Besitz gebracht hätte, von dem Bobby noch nicht einmal selbst weiß, was es denn sein soll. Dabei begegnet man unheimlichen Albino-Asiaten, Werebern mit Zusatzproblem und so allerlei anderem fantastischen Wesen, wie wir es von Tad Williams gewohnt sind. 

Fazit: Alles in allem erinnert mich der Stil im ersten Moment an den "Blumenkrieg", vielleicht einfach weil fantastisches zu einem gewissen Maß mit einer real erscheinenden Welt verknüpft wird. ( Gut beim Blumenkrieg ist eine real erscheinende Welt schnell verschwunden). Die Geschichte ist wie immer gut erzählt, die Figuren nett ausgearbeitet und der Protagonist ist ein sympathisches Kerlchen, dass mit seinen Erklärungen und Kommentaren auch einen schön bissigen Humor mit ins Spiel bringt. Langweilig wird einen bei der Lektüre ganz bestimmt nicht. Und dennoch reicht es für mich nicht an Werke wie Otherland oder die Osten Ard Saga heran. Williams bedient sich auch hier wieder des ein oder anderen Klischees, welche sonst in den Bücher meist mit einem Augenzwinkern kommentiert wurden. Dies fehlt aus meiner Sicht bei den dunklen Gassen des Himmels. So ist die Lovestory natürlich eine die nicht sein darf. Und da sie andere Hälfte der Hölle verschrieben ist, hat sie zwar etwas Schreckliches getan, wurde aber natürlich durch  die äußeren Umstände dazu getrieben. Man will ihr alles verzeihen und den beiden nur Glück wünschen. Mal sehen was daraus im Laufe der weiteren Bände noch wird. 

Mir gefällt das Buch insgesamt sehr gut. Und doch bleibt es hinter den anderen Werken von Tad Williams meiner Meinung nach zurück. Aber selbst ein schlechterer Tad Williams läßt viele viele andere Bücher weit hinter sich. Klare Leseempfehlung, aber man sollte kein Osten Ard erwarten.

Kommentare

Giselle74 kommentierte am 28. September 2013 um 12:42

Danke für diese Rezension! Ich war noch etwas unschlüssig, was das Buch betrifft. Werde jetzt aber Deinem Rat folgen: lesen, aber nicht zu viel erwarten... ;-)

Tristessa kommentierte am 28. September 2013 um 13:38

Hast du die Drachen der Tinkerfarm gelesen? Die beiden Bände sind als Jugendbuch vertrieben worden, scheinen aber der Beginn eines leicht geänderten Stils gewesen zu sein. Die Handlung bei den dunklen Gassen ist halt nur etwas "erwachsener". Sollten die für dich ok gewesen sein, wirst du auch von Bobby Dollar nicht enttäuscht sein vermute ich...

Giselle74 kommentierte am 28. September 2013 um 14:11

Nein, habe ich nicht. Ich kenne die Osten Ard-Saga, die ich genial fand, den "Blumenkrieg" und "Traumjäger und Goldpfote", die mich beide nicht wirklich überzeugt haben. Daher habe ich jetzt die Shadowmarch-Bände im Visier, weil die laut Auskunft eines lesefreudigen Bekannten mir gefallen sollten und eben Bobby Dollar, weil es mal in eine andere Richtung geht...

Tristessa kommentierte am 28. September 2013 um 16:09

Den Blumenkrieg mag ich eigentlich auch recht gerne, aber es gibt viele die damit nicht so richtig viel anfangen können. Bobby Dollar ist dann ne gute wahl, wenn du erst mal nen EInzelband lesen möchtest. Osten-Ard ist neben Otherland und den Shadowmarch -Bänden aus meiner Sicht schon das bessere von ihm. Shadowmarch hat mich noch am meisten an Osten-Ard erinnert. Allerdings läuft die Story hier von Anfang an. Sonst habe ich immer so ca 200 S. gebraucht bis ich richtig in der Story drin war. Dafür war Otherland aber auch toll. 200 S. bis man drin ist, aber dann kan man auch mit der zu Beginn Technik lastigen Geschichte gut umgehen.