Rezension

Enthüllungen um ein Gemälde

Das Geheimnis der Muse - Jessie Burton

Das Geheimnis der Muse
von Jessie Burton

Bewertet mit 5 Sternen

          Dieser Roman von Jessie Burton erfüllte meine Erwartungen voll und ganz. Auf 455 Textseiten und in sechs Teilen mit inhaltsreichen, aussagekräftigen Überschriften entwickelt sie eine Story, die es in sich hat. Die Kapitel, die 1936 spielen sind mit römischen Zahlen und die von 1967 mit arabischen Zahlen gekennzeichnet.
Ich war sehr angetan vom Schreibstil und konnte es nicht erwarten, wie es weitergeht. In zwei Handlungsebenen stellt die Autorin die Lebenswege zweier, nein eigentlich dreier junger Frauen vor.

Inhalt:
Im Jahre 1936 beginnt die Geschichte um Olive Schloss, einer 19jährigen sehr talentierten Malerin, Tochter reicher Eltern im schon in Aufruhr befindlichen Spanien. Der Bürgerkrieg kündigt sich an. Olive bewarb sich an einer Kunstakademie und wurde auf Grund ihres Maltalentes angenommen. Jedoch beginnt sie ihr Studium nicht. Der Vater, ein Kunsthändler, weiß von alldem nichts. Er hält von Frauen in der Kunst nicht viel. Sie malt heimlich und versteckt ihre tollen Bilder.
Mit ihren Eltern, die gemeinsam mit ihr von England nach Spanien kamen, bewohnt das junge Mädchen eine Finca in dörflicher Umgebung in der Nähe von Malaga. Die ortsansässigen Geschwister Teresa und Isaac Robles kümmern sich um die Belange der Familie. Jeder hat ein Geheimnis und die unheilvolle Allianz zwischen den fünf Personen nimmt ihren Lauf...
1967, - 41 Jahre später – , begegnen wir im Swinging London der dunkelhäutigen Odelle Bastien, die aus Trinidad stammt. Sie berichtet aus der Ich-Perspektive und bringt einem die sie umgebenden Personen sehr nahe und viel Licht ins Dunkel. Da sind: Cynthia, ihre beste Freundin, ebenfalls aus Trinidad stammend, der sie alles anvertrauen kann. Lawrie, der weiße, junge Engländer, den sie lieben lernt und der ein geheimnisumwittertes Gemälde von seiner verstorbenen Mutter erbt. Nicht zuletzt ist da noch ihre Arbeitgeberin in der Kunstgalerie, die feinsinnige, elegante Majorie Quick, die Odelle sehr in ihr Herz geschlossen hat. Quick übernimmt auch die Initiative, um Odelles großes Schreibtalent publik zu machen. Mit dem Gemälde und der Kreativität der jungen Frau schließt sich bei der Person Quick ein Kreis, auf den ich hier nicht näher eingehen kann, nicht ohne zu spoilern.

Meine Meinung:
Von Jessie Burton wurden die beiden Handlungsebenen ganz geschickt choreographiert mit einigen überraschenden Wendungen. Sie führte mich immer wieder auf falsche Fährten. Wie sie ihre Figuren agieren läßt, wie sie sich entwickeln oder auch nicht in ihrer jeweiligen Epoche, das ist äußerst spannend zu lesen. Zumindest ein Leben hätte ganz anders verlaufen können, aber dann gäbe es diese fesselnde Geschichte nicht. Mit der betreffenden Person habe ich ein bißchen gehadert, aber solche Menschen soll es geben.
Jessie Burton brachte mir im Nu die Protagonisten nahe. In einer unkomplizierten, einfachen Sprache wird hier kommuniziert. Sehr unterhaltsam! Nebenher bekommt man einen Einblick in die Mode, die Frisuren, die Musik der Endsechziger, in die Lebensverhältnisse in London zu der Zeit. Immer wieder erfährt man auch so nebenher von den Seitenhieben, die beide, sowohl Odelle als auch die Freundin Cynthia, wegen ihrer dunklen Hautfarbe abbekommen.

Cover:
Es macht neugierig, ist interessant anzusehen und anzufassen (erhabene Buchstaben) und vermittelt bei den Gegenständen den Inhalt des Buches (z. B. Pinsel und Schreibmaschine).

Fazit:
Für dieses Buch gebe ich gern meine Lese- und Kaufempfehlung sowie die höchste Bewertung!