Rezension

Enthüllungsbuch über den Vatikan

Vaticanum - J. R. Dos Santos

Vaticanum
von J. R. Dos Santos

Bewertet mit 4 Sternen

J. R. Dos Santos hat mit 'Das Einstein Enigma' und 'Der Schlüssel des Salomon' mehr als deutlich gemacht, was seine Stärke ist: dem Leser schwer zugängliche, umprominente und extrem interessante Fakten verständlich zu vermitteln.

Das macht er auch in seinem dritten bei Luzar Publishing erschienenen Buch 'Vaticanum'. Wieder landet der Protagonist Tomás Noronha mehr zufällig in einem heiklen Kriminalfall, dessen Hauptermittler er wird. Diesmal geht es um den Papst, der, kurz nachdem er Tomás eröffnet hat, dass es dank einer alten Prophezeiung und vieler Zufälle denkbar ist, dass er der letzte Mann ist, der das höchste Amt der katholischen Kirche bekleidet, entführt wird. Um seine Hinrichtung durch islamistische Terroristen zu verhindern, durchforstet Tomás mit einer Wirtschaftsprüferin heikle Dokumente der Vatikanbank. 

Jaaa - das hört sich ein bisschen unstimmig an und das ist es leider auch. Der actionreiche Thriller-Aspekt des Buches steht im deutlichen Gegensatz zu den eher trockenen Enthüllungen über die Machenschaften und Verwicklungen der Vatikanbank. Klar, beides ist interessant, aber wie Öl und Wasser - so richtig miteinander vermischen lässt es sich nicht. Wo es bei wissenschaftlichen Theorien hilfreich und wichtig ist, die Fakten zu wiederholen und immer mal anders zu formulieren, damit sich sich das Verständnis beim Leser festigt, braucht man in diesem Fall nicht soooo viele Details und Namen, um zu verstehen, dass es und was beim Vatikan falsch läuft. Und obwohl Tomás auch in diesem Buch eine Chiffre lösen muss, fragt sich der Leser immer wieder schmunzelnd, was genau die Qualifikation des Historikers für die Hauptrolle in diesem Roman ist.  

Nichtsdestotrotz ist das Buch absolut lesenswert, zum Ende hin vor allem mitreißend spannend und ein richtiger Pageturner. Die Tatsachen, die Tomás herausfindet, sind alle authentisch und belegt, was es fast unglaublich erscheinen lässt, dass das Buch nicht in aller Munde ist. In Italien hat das Buch die Bestsellerlisten gestürmt und wenn Papst Franziskus mit seiner Aufräumarbeit konsequent weitermacht, scheint die im Buch erwähnte (ebenfalls authentische) Prophezeiung zum Ende des Papsttums gar nicht so unwahrscheinlich. Wieder schafft es der Autor so, allein durch die Zusammenstellung und Erläuterung von Fakten, Fakten, Fakten, dass der Leser anfängt zu glauben oder zumindest glauben zu wollen. Vor allem an eines: die Wahrheit und dass sie immer noch der richtige Weg ist.