Rezension

Entomologen-Prosa!

Erinnerungen eines Insektenforschers 01 - Jean-Henri Fabre

Erinnerungen eines Insektenforschers 01
von Jean-Henri Fabre

Bewertet mit 5 Sternen

Naturwissenschaft mal poetisch!

"Ein Scarabaeus rollt seine Kugel, friedlich, allein, seinen rechtmässigen Besitz, den er sich redlich erworben hat. Da kommt wer weiß woher ein zweiter angeflogen, lässt sich wuchtig nieder, faltet seine rauchfarbenen Flügel unter die Deckflügel und stößt mit der Rückseite seiner gezackten Armschienen den anderen um, der, vor seine Fuhre gespannt, den Angriff nicht parieren kann."

 

Wer in der letzten Zeit auf die Publikationen des Verlages Matthes&Seitz geachtet hat, dem könnten die Bände über die Krähen und den Esel aufgefallen sein. Herstellerisch-kompositorische Meisterwerke! Nun folgt in dieser Reihe der Naturbetrachtungen die deutsche Erstveröffentlichung der mehrbändigen Reihe "Erinnerungen eines Insektenforschers" von Jean-Henri Fabre. Diese soll im Jahre 2015 mit dem 10. Band abgeschlossen sein.

Fabre (1823-1915) war ein französischer Insektenforscher, der mit seinen Betrachtung von Verhalten verschiedener Insekten und Wechselwirkungen zwischen diversen Faktoren eines Ökosystems, als großer Einflussnehmer auf die Biologie gilt.

In den "Erinnerungen eines Insektenforschers" schildert er seine Beobachtungen verschiedenster Insekten und ihrer Verhaltensweisen. Von der Gelbflügeligen Grabwespe bis zu der Mörtelbiene befasst er sich mit der faszinierenden Welt der Insekten.

Das Besondere aber an dieser Literatur ist die Fähigkeit Fabres seine Erkenntnisse in einer einzigartigen Eleganz und Leichtigkeit zu schildern. Mit feinem Witz und einem unheimlichen Gespür für Sprache fängt er den Leser ein, welcher bald das Gefühl hat direkt neben Fabre im Gras zu hocken und diese kleinen Wesen zu beobachten.

Man riecht den Duft der Blumen, hört das Summen der Insekten und spürt die flirrende Sommersonne. Gebannt beobachtet man den "heiligen Pillendreher" wie er zum x-ten Mal versuch seinen Schatz einen kleinen Hügel hinaufzurollen. Dabei kläglich scheitert, aber kaum je den Mut verliert. Betrachtet die Räuber unter den Insekten, welche in vermeintlich friedlicher Absicht daherkommen und Unheil bringen. Eine ungeahnte Spannung entsteht bei diesem Kampf um Leben und Tod.

Weiterhin ist es eine Freude Fabres kleine philosophischen Weisheiten und Reflexionen zu lauschen, diese großen existenziellen Fragen, welche er am Leben der Insekten erklären kann und so manchen wunderbaren Satz den er daraus gewinnen konnte.

Als Leser könnte ich mir Menschen vorstellen mit Freude an wunderbar gestalteten Büchern, stilistischer Größe, Biologie und wohl auch der Philosophie.