Entspannt italienisch ...
Bewertet mit 4 Sternen
Der tote Carabiniere ist in erster Linie ein Roman, kein Krimi - so steht es auch auf der zweiten Seite des Buches wenn man es aufblättert. Auf dem Einband findet man nichts dazu, eigentlich schade, denn auch der Klappentext vermittelt schon eher Krimifeeling. Beim Lesen wird schnell wird klar, dass das ruhige und gemächliche Tempo nicht so recht zu einem herkömmlichen Krimi passen will, aber Commissario Pellegrini ermittelt natürlich trotzdem und das mit Erfolg.
Entschleunigung pur
Alles ist etwas entschleunigt, was sich gerade in diesen unruhigen Zeiten irgendwie positiv auf mich auswirkt. Wenn man sich dann erst einmal auf die Geschichte eingelassen hat, findet man jede Menge Dinge, die hier mehr im Vordergrund stehen als die pure Aufklärung des Todesfalles. Am Ende stellt man übrigens fest, dass auch dieser lückenlos aufgeklärt wurde - ganz ohne viel Tamtam :-)
Ein bisschen zu viel
Was für mich ein bisschen den Lesefluss gestört hat, waren für die meinen Geschmack zu viele italienische Begriffe, die sich ständig, beinahe schon inflationär, wiederholten. Ja - was bei uns Handy genannt wird, ist dort ein telefonino, aber ich schätze einfach, dass es mittlerweile überall und ganz global “Smartphone” genannt wird. Das war jetzt nur ein Beispiel - aber es gab mehrere solcher sich ständig wiederholender Begriffe, die für mich ein bisschen was von Oberlehrer hatten, zumal der Autor selber aus dem westfälischen stammt und nicht aus bella Italia :-).
La dolce vita
Was Der tote Carabinieri aber auf jeden Fall schafft, ist es dieses leichte, italienische Gefühl von la dolce vita zu vermitteln. Es wird viel geredet, viel gegessen und viel getrunken - und am besten alles gleichzeitig :-) So kann man in entspannter Atmosphäre sehr viel über den Toten, seine Freunde und seine Feinde, seine Ehe und seine Familie erfahren. Ein bisschen mehr über die Gründe warum Carabinieri und Polizia di Stato sich ganz offenbar nicht mögen hätte ich gerne noch erfahren - aber das ist sicher jammern auf ganz hohem Niveau.
Privates und berufliches
Wie es sich für eine Buchreihe gehört spielen hier, neben dem jeweiligen Kriminalfall, die unterschiedlichen Charaktere und die zwischenmenschlichen Beziehungen eine große Rolle. Pellegrinis Verhältnis zu seinen Kollegen ist nicht immer ganz unproblematisch und auch seine Ambitionen im Bezug auf die Bar della funicolare liefern immer wieder Gesprächsstoff. All das zusammen hat mir wirklich viel Spaß gemacht :-)
Mein Fazit:
Der tote Carabiniere von Dino Minardi ist ein lockerer, leichter Roman, der das italienische Lebensgefühl perfekt vermittelt. Der Kriminalfall ist eher zweitrangig, wird aber trotzdem gebührend behandelt und aufgeklärt, auch wenn das nicht im Mittelpunkt steht. Wer also Spaß an la dolce vita hat und gerne ein bisschen mitermittelt ist mit diesem Buch sehr gut bedient.