Rezension

Enttäuschend!

Die andere Schwester - Kristin Hannah

Die andere Schwester
von Kristin Hannah

Bewertet mit 2 Sternen

Die Autorin hatte mich mit ihrem letzten Buch sehr begeistert. "Die Nachtigall" war für mich ein historisches Lesehighlight in 2016 und ich habe seitdem sehnsüchtig nach einem weiteren Buch von Kristin Hannah Ausschau gehalten. In der Verlagsvorschau des Aufbau Verlags entdeckte ich dann den Titel "Die andere Schwester" und war begeistert. Ich wollte wissen, ob Kristin Hannah ihr letzten Buch toppen oder ob sie mindestens das von ihr gesestzte Level halten kann. 

Leider habe ich im Vorfeld nicht entdeckt, dass es dieses Buch schon gibt. In 2006 veröffentlichte der Ullstein Verlag das Buch unter dem Titel "Wer zu lieben wagt". Und damit ist schon fast alles gesagt. Die Autorin hat meine hoch gesteckten Erwartungen nicht erfüllt. Konnte sie auch nicht, da das vorliegende Buch Jahre vor ihrem Bestseller geschrieben wurde. Leider.

"Die andere Schwester" ist ein Gegenwartsroman, der eigentlich in die von mir sehr, sehr selten gelesene Sparte der Chick-Lit-Bücher einsortiert werden kann. Die Geschichte war für mich von Anfang bis zum Ende absolut vorhersehbar. Es gab, bis auf eine, keine wirklichen Überraschungen. 

Die jüngere Schwester Claire glaubt an die große Liebe, die sie endlich mit Mitte 30 gefunden hat, Meghann, die einige Jahre ältere, kann sich nach einer schweren Enttäuschung nicht mehr auf die Liebe einlassen. Grund dafür ist die Mutter. Eine schrecklich oberflächliche Person, die keine echten Muttergefühle aufweist, egoistisch ihre Karriere verfolgt, ihre kleinen Kinder viel allein gelassen hat und im schönsten und schlimmsten Moment im Leben ihrer Tochter zeigt, dass sie es nicht verdient hat "Mutter" genannt zu werden. 

Lange Zeit gibt es ein Geplänkel zwischen den Schwestern. Ein Hin und Her ohne Substanz. Die eine traut sich der anderen nicht zu sagen, was endlich mal gesagt werden müsste. Dafür bezahlt Meghann viel Geld an ihre Therapeutin, die ihr zwar helfen soll, sie sich aber permanent den Vorschlägen verweigert. Somit stapft sie seit Jahren immer auf der gleichen Stelle und ergießt sich in Selbstmittleid und Härte gegenüber anderen.

Ich wurde einzig von dem misteriösen Joe angetrieben, das Buch weiterzulesen. Ihn hat ein schweres Schicksal getroffen, welches, das wird erst zum Schluss verraten. Doch bis Joe so langsam ins Rampenlicht rückt, musste ich im eBook bis ca. 60% warten! Das ist über die Hälfte des Buches!

Leider konnte mich das Buch auch danach nicht abholen. Flache Dialoge, eine vor sich hin plätschernde Geschichte, unsympathische Charaktere und Hollywood pur. Ich suchte vergeblich nach der Kristin Hannah aus "Die Nachtigall", die damals Atmosphäre schaffen konnte und sprachlich einen grandiosen Roman vorgelegt hat. "Die andere Schwester" ist weit davon entfernt. Die meiste Zeit langweilte ich mich beim Lesen und wartete darauf dass das eintraf, was ich mir vorgestellt hatte. Immerhin waren das kleine Erfolgserlebnisse. 

Ich bin sehr traurig und enttäuscht, da die Werbung des Verlags mir hin ein falsches Buch suggeriert hat. Mit dem Buch hätte es vielleicht was werden können, wäre es heute geschrieben worden. So jedenfalls war es leider nichts für mich.

Fazit:
"Die andere Schwester" ist ein Buch, das ich absolut falsch eingeschätzt habe. Es ist eine Liebesgeschichte auf mehreren Ebenen: Liebe von Eltern zu Kindern, die Liebe zwischen Geschwistern und die Suche nach der einen ganz großen Liebe und was diese ausmacht. Das alles jedoch ohne großen Anspruch und Tiefgang. Ein Buch, das sich sicherlich eine große Fangemeinde erobern könnte, würde man es richtig bewerben.