Rezension

Enttäuschend

Revolution morgen 12 Uhr -

Revolution morgen 12 Uhr
von Minu D. Tizabi

Bewertet mit 2.5 Sternen

Sean ist Anfang 20 und hat mit Depressionen und Panikattacken zu kämpfen, weshalb er sich seit einiger Zeit in der Psychiatrie befindet. Während sich „draußen“ ein Sommer mit Rekordhitze und Fußball-Weltmeisterschaft ankündigt, hält er sich drinnen an allabendlichen, mysteriösen Anrufen fest. Jemand spricht am anderen Ende rasend schnell Französisch und scheint ihm dabei versteckte Hinweise zu geben. Gemeinsam mit seinen neuen Freunden aus der Klinik macht Sean sich schließlich auf einen Roadtrip nach Berlin und Paris, um das Geheimnis der Anrufe zu lüften und vielleicht auch seinen Halbbruder wiederzufinden.

Auf „Revolution morgen 12 Uhr“ war ich wirklich sehr gespannt, denn erstens ist blumenbar eigentlich immer ein Garant für gute Bücher und zweitens fand ich den Lebenslauf der Autorin sehr interessant. Sie ist sicherlich in vielen Bereichen ein Genie – ihr Roman hat mir dennoch leider nicht gefallen. Das liegt zunächst in den Klischees begründet, mit denen Minu Tizabi ihren Protagonisten zeichnet. Natürlich ist er dicklich, dafür aber mit einer Leidenschaft für Zahlen ausgestattet. Und natürlich ist er derjenige, der als erster und einziger eine Romanze auf dem Roadtrip beginnt. Denn was zählen schon psychische Probleme, wenn es die Liebe gibt, nicht wahr? Zumindest scheint die Autorin das so zu sehen.

Das allein wäre ja noch in Ordnung, wenn der Schreibstil nicht so gewollt philosophisch und prätentiös wäre. Es wird aus jeder Zeile deutlich, dass hier viele besondere Zitate und ein ganz bestimmter Ton erzeugt werden sollen – letztendlich bleiben die Worte aber nur Hülsen. Ein Beispiel? „Duftendes Gold tropft ins makellose Weiß, und wieder tropft es nicht für mich.“ Soll heißen: wegen seiner Panikattacken und inneren Unruhe soll unser Protagonist keinen Kaffee trinken. Wozu dieses Poetische? Eine Psychiatrie ist nicht poetisch und Depressionen sind es ebenso wenig, sie machen einen auch nicht zum Philosophen. Und auch der Rest der Geschichte ist so erzählt, als enthalte sie alle Weisheit der Welt; letztendlich passiert aber kaum etwas und viele Fäden lösen sich irgendwann im Nichts auf. Sehr schade...