Rezension

Enttäuschend

Im Auge des Zebras -

Im Auge des Zebras
von Vincent Kliesch

Bewertet mit 2 Sternen

Die LKA-Beamtin Olivia Holzmann steht vor einem großen Rätsel: Wie konnte ein- und derselbe Täter gleichzeitig sieben Jungen von verschiedenen Orten entführen? Zwei Tage nach der Entführung wurde zudem noch deren Eltern getötet. Olivia bittet ihren ehemaligen Kollegen Severin Boesherz um Hilfe, doch der lehnt ab.

Die Prämisse erschien mir sehr spannend, so dass ich den Roman unbedingt lesen wollte. Leider hat er meine Erwartungen nicht erfüllt. Das fängt schon mit den Charakteren an, die mir einfach nicht nahe kamen. Ich muss dazu sagen, dass dies mein erster Roman des Autors ist, ich also bisher weder Olivia noch Boesherz kannte. Dass die Charaktere mir so fern blieben, führt leider dazu, dass ich nicht mit ihnen mitfiebern kann, auch ihre Gedankengänge und Handlungen, speziell die Olivias kann ich oft nicht nachvollziehen, insgesamt kommt mir Olivia eher inkompetent vor.

Boesherz ist ein sehr spezieller Charakter, offenbar hochintelligent mit fotografischem Gedächtnis und einer besonderen Vorstellungsgabe, womöglich autistisch veranlagt, der hier eher in den Hintergrund tritt. Neben ihn tritt sein Sohn Ferdinand, dessen Erforschung menschlicher Gerüche ebenfalls sehr speziell ist. Ein weiterer wichtiger Charakter ist die ehemalige LKA-Beamtin Esther Wardy, die offenbar Informationen zurückhält.

Auch den Täter lernt man als Leser:in früh kennen, ebenso seine Motivation. Zum Teil könnte man sie nachvollziehen, jedoch driftet das Ganze im hinteren Drittel extrem ab und wird immer unglaubwürdiger – und zwar nicht nur das Verhalten des Täters.

Unglaubwürdig ist der Roman aber auch schon zu Beginn. Wegen eines sehr vagen Verdachtes wird hier eine wichtige und bereits langfristig geführte Ermittlung gefährdet …

Ein großes Manko ist für mich auch die fehlende Spannung, jedenfalls kam sie bei mir nicht an. Action erzeugt bei mir nur bedingt Spannung, und wenn ich aus dem Kopfschütteln nicht herauskomme, ist jede künstliche Spannung an mich verschenkt. Hier gibt es in meinen Augen eine Menge Längen und viel Blabla, die Seiten hätte man besser in gute Charakterentwicklung gesteckt. Auch die, recht vielen, „überraschenden Wendungen“ waren für mich größtenteils vorhersehbar.

Wer Action mag, und über Logiklücken hinwegsehen kann, könnte vielleicht Gefallen an dem Roman haben. Ich denke am ehesten kann man zugreifen, wenn man schon vorherige Romane des Autors, vor allem mit Boesherz und Holzmann kennt und mag. Für mich ist der Roman leider eine Enttäuschung. Ich vergebe ganz knappe 2 Sterne, zum einen, weil immerhin die Prämisse interessant ist, zum anderen, weil mir Boesherz' Rätsel für seinen Sohn ein bisschen Hirntraining verschafft hat.