Rezension

Enttäuschend auf ganzer Linie.

Die Leben der Elena Silber - Alexander Osang

Die Leben der Elena Silber
von Alexander Osang

Bewertet mit 2 Sternen

Selbst um ein Sommerloch zu stopfen zu langweilig, elendig, trostlos m. etlichen Stoffwiederholungen. Enttäuscht &genervt bleibe ich zurück.

Nach der Leseprobe dachte ich, es wird ein richtig toller, süffiger Schmöker, der die angebrochene Sommerpause besser überbrücken lässt. Leider ist es etwas ganz anderes geworden.

Nach dem ersten Drittel fing ich an, mich zu fragen, warum ich das bitte überhaupt lese. Es war so langatmig, dank der ständigen Stoffwiederholungen, die Spannung fehlte, da man wusste, wie das Ganze am Ende aussah. Zudem gab es keine Figur, die mitreißen würde, mit der ich durch diesen Roman hätte gehen können: Alles kaputte, missbrauchte, verlorene Existenzen, die sich durchs Leben wurschteln, ob Konstantin, der als Hauptfigur in der Gegenwart einen mit seinem trostlosen Leben zu Tode langweilt oder auch Elena aus dem Erzählstrang, der in der Vergangenheit zu verschiedenen Zeiten angesiedelt ist. Konstantin ist ein erfolgloser Filmemacher, der sein Thema nicht findet. Das kann man breiter verstehen. Wie es aussieht, findet er sich selbst in seinem Leben nicht. Eine blasse, uninteressante Gestalt, ein Möchte-gern-kann-nicht-so recht. Er geht jeden Tag seinen Vater besuchen, der an Demenz leidet und von der Mutter ins Heim abgeschoben wurde. Diese Szenen, die das Verhalten des alten, kranken Mannes bildhaft an den Leser tragen, lassen die Geschichte noch trostloser erscheinen. Demente Menschen kenne ich persönlich. Sehe nicht ein, warum ich darüber in einem Roman in zig Wiederholungen lesen muss. Dieses Thema ist gnadenlos überzeichnet, wie so vieles in diesem Buch. In der Vergangenheit liest man über Elena, die eine gute Partie mit einem deutschen Fabrikantensohn gemacht hat, nun aber unter Lieblosigkeit uvm. in ihrem Familienleben leidet. Sie ist ebenso passiv, steht wie Opfer ihrer Zeit da, das Ganze trostlos ohne Ende.

Wie gesagt, ich bin hoffnungsfroh gestartet. Spannende Familiengeschichten lese ich sehr gern. Aber je weiter ich hier las, desto öfter dachte ich ans Abbrechen. So etwas tue ich nicht gern und nicht oft. Da gehört schon einiges zu.

Nach zwei hundert Seiten, die sich erst recht schnell weglesen ließen, fing an diese Art zu erzählen zu nerven. Die Geschichte ist von hinten nach vorne erzählt worden. Man weiß das Ende vom Anfang an und liest die Vergangenheit in Stücken im Wechsel mit den Bildern der trost- wie sinnlosen Gegenwart. Auch dieses Abgehackte der Sätze, der Satzbau insg. brachten mir keine Freude. So schreibt einer, der das Schreiben literarischer Texte nicht gewohnt ist. Recht unbeholfen kamen seine Bemühungen rüber.

Diese Ausweglosigkeit, die Verlorenheit irgendwo im Leben, ob in der Vergangenheit oder in der Gegenwart, Passivität, Schwermut, Leid, Elend, oft seelischer Natur. Gepflegte Langeweile.

Ich gewann leider den Eindruck, ich wurde geradezu erschlagen durch Überzeichnungen und Wiederholungen des bereits paarmal Erzählten. Das machte echt keinen Spaß. Hinzu kamen Sach- und Syntaxfehler, frei nach dem Motto, sieht eh keiner. So einen Umgang mit dem Leser schätze ich gar nicht.

Und als Tüpfelchen auf dem i wurde in der Mitte eine gehörige Portion Russophobie serviert, in Bildern, damit diese auf dem direkten Wege an die Emotionen der Leser appellieren und das Feindbild Russland in den Köpfen der Leser verfestigen. Da sind die Richtigen. Kennen das Land und Leute max. vom Hörensagen, oft aus dem Munde der Russlandhasser, selbst machen dümmliche Fehler in Namen, Bezeichnungen usw., sind aber ohne Skrupel bereit, antirussische Propaganda zu betreiben. Klischee wie im Buche steht. Traurig genug. Lesen Sie mal z.B. „Feindbild Russland. Geschichte einer Dämonisierung“ von Hannes Hofbauer oder auch „Der Krieg vor dem Krieg“ von Ulrich Teusch. Da wird Ihnen klar, warum dies heute gemacht wird. Keine schönen Gründe.

Meine Geduld war am Ende. Ich wollte aber nicht so schnell aufgeben und beschloss, eine Pause einzulegen. Paar Sachbücher gelesen, einen sehr gekonnt geschriebenen Roman gehört. Zurück zu diesem Buch. Paar Seiten gelesen, und das hat gereicht. Ich wollte das Ding nie wieder in die Hand nehmen.

Das Leben ist zu kurz, um sich so etwas anzutun. Pure Zeitverschwendung, sich durch solche Werke zu quälen, die weder etwas Neues zu sagen haben noch durch die Figuren oder Schreibstil oder eine spannende Geschichte oder noch sonst wie überzeugen können. Es gab nicht viel zu sagen, aber daraus wurde ein 617 Seitiges Wälzer mehr schlecht als recht zusammengebastelt, der selbst um ein Sommerloch zu stopfen zu schwach ist.

Enttäuscht und genervt blieb ich zurück.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 06. Dezember 2019 um 10:18

Ja, ähm. Diesen Roman empfand ich ganz anders. (Kommt vor). Süffiger Schmöker: Nein. Russophobie: auch nein. Wer z.B. die chinesische Kulturrevolution beschreibt, der muss Dinge erzählen, .... dennoch muss man deshalb kein Chinahasser sein. So ist es auch hier. Ein großes Land, keiner weiß, was wo passiert, eine schleppende Bürokratie, Umbrüche ... das ist sehr realistisch erzählt. Elena bleibt Russin. Egal, wohin sie geht. Das wird sehr schön transportiert von Osang.