Rezension

Enttäuschend langweilig und distanziert

Ida - Katharina Adler

Ida
von Katharina Adler

Bewertet mit 3 Sternen

Leider habe ich zu diesem Buch und seinen Personen keinen Zugang gefunden; ich habe mich durchgequält und streckenweise gelangweilt.

Es ist die Lebensgeschichte von Ida Adler, einer österreichischen Jüdin in Wien, die eine relativ kurze Zeit Patientin des Dr. Sigmund Freud war. Sie hat die Behandlung von sich aus abgebrochen. In vielen Zeitsprüngen geht es hin und her; es entfaltet sich die Geschichte einer Familie, in der nicht alles in Ordnung war. Das junge Mädchen Ida hat psychische Probleme, die sich in Husten, Heiserkeit bis hin zur Sprachlosigkeit äußern. Ganz klar geworden ist mir nicht, ob es nur die sexuellen Avancen eines Freundes der Familie waren oder ob auch die enge Beziehung zum Vater, dessen Krankheiten und Liebesverhältnisse eine Rolle dabei gespielt haben. Ich habe den Eindruck, auch Ida ist die Ursache ihrer Probleme nicht klar geworden.

Erstaunlicherweise verschwanden ihre Symptome fast ganz, obwohl sie später in der Nazi-Zeit auf ihrer Flucht über Umwege in die USA Schreckliches durchgemacht haben muss. Das wird nach meiner Meinung zu distanziert und mit viel Abstand geschildert.

Wenn man wenigstens Sympathie für Ida empfinden könnte! Das mussin einem Roman zwar nicht sein, abe ich habe nicht den Eindruck, wirklich in Idas Gedankenwelt eingetaucht zu sein. Die Autorin – Urenkelin der tatsächlichen Ida Adler – schildert sie so, dass sie mir von Anfang an unsympathisch ist. Als junges Mädchen macht sie einen verwöhnten, zickigen Eindruck und als ältere Frau verhält sie sich ihrer neuen Schwiegertochter gegenüber ablehnend und macht ihrem Sohn viele Vorwürfe. Erstaunlich, wie geduldig diese mit ihr sind.

Alles in allem hat mich die Geschichte nicht fesseln können. Den geschichtlichen Hintergrund - die Sozialisten und die Aufstände in Wien, das Aufkommen des Natioanlsozialismus - und die Gespräche mit Freud fand ich langweilig dargestellt und weder die Personen noch die Sprache haben mich überzeugt. Außerdem fand ich die zeitliche Hin- und Herspringerei unnötig.

Da verstehe ich die Vorschusslorbeeren nicht, die das Buch bekommt, aber vielleicht sehen andere die Geschichte und ihre Darstellungsweise anders. Ich habe leider keinen Zugang gefunden und kein Vergnügen beim Lesen gehabt.