Rezension

Enttäuscht

Columbus - Waldtraut Lewin

Columbus
von Waldtraut Lewin

Dokumentarisch: Gut recherchiert, aber nichts Besonderes. Fiktiv: Leider nicht mein Geschmack.

Als Liebhaber von Kolumbus-Geschichten, ob dokumentarisch oder fiktiv, musste dieses Taschenbuch bei einem Mängelexemplartisch einfach mit. Gelesen habe ich es dann auch, regelrecht verschlungen, aber leider nicht deshalb, weil es mich so sehr fesselte. Die Seiten sind mit einer sehr angenehmen Schriftgrösse bedruckt und der Schreibstil liest sich äussert flüssig.

Über die Geschichte um Kolumbus konnte mir dieser Roman aber nicht mehr verraten, als was ich schon in der Schule oder anderer Lektüre kannte. Die Frage nach seiner wahren Herkunft, die Vorbereitungen seiner Expedition (Kolumbus bzw. seine Ideen wurden als grössenwahnsinnig und sogar ketzerisch betrachtet), sein langes Warten bis er die spanischen Könige überzeugen konnte ihm die Expedition zu erlauben und finanzieren, die Reise ins Ungewisse, die gefundenen Inseln, die Rückkehr, Meuterei, Intrigen....das alles war mir in dieser oder anderer Form schon bekannt. Trotzdem lese ich Historik gerne in Romanform, weil ich es interessant finde, sich in die Persönlichkeit hineinversetzen oder zumindest begleiten zu können und nicht nur trockene Fakten präsentiert zu bekommen. Was die Autorin jedoch hier fiktiv gestaltet, erinnert mich eher an Fanfiction. Eine Historikerin, die sich schon lange gerne der Persönlichkeit Kolumbus widmet und ihn inzwischen als alten Bekannten betrachtet. Eine Frau, die meiner Meinung gerne historische Liebesromane (sorry, mir persönlich zu kitschig, aber das ist Geschmackssache) liest. Und so gestaltet sie die Erzählung um Kolumbus angeblich grosse Liebe des Lebens, wobei seine Entdeckung Amerikas zwar nicht in den Hintergrund tritt, aber doch "nur den Rahmen", die Kulisse, zu bilden scheint. 

Allgemein stiess mir die Leserführung auf. Geschmäcker sind bekanntlich unterschiedlich, aber mir persönlich gefiel die Gangart bei dieser Erzählung überhaupt nicht. Die Autorin scheint den Leser mit auf eine Schnitzeljagd zu nehmen, wie es auch auf dem Klappentext heisst. Anstatt es jedoch spannend zu machen und verschiedene Möglichkeiten zu entdecken, fühlte ich mich wie von einer Besserwisserin an der Hand genommen, die mir im Labyrinth zwar die einzelnen Wege zeigt, aber für mich bestimmt, welchen Weg wir gehen. Dieses explizite "diese Hypothese gibt es zwar, der schenke ich aber nicht viel Glauben, wir wählen also diese Fährte" Geplapper liess mich nicht in die eigentliche Geschichte abtauchen und schmälerte mein Lesevergnügen. 

Ein Dorn im Auge waren mir auch gewisse Diskurse - besonders zwischen Kolumbus und seiner liebsten Beatrix. Obwohl die Autorin immer wieder betont, dass wenig über seine Persönlichkeit und privates Leben bekannt ist, legt sie im Worte in den Mund, die zwar in einer fiktiven Geschichte durchaus legitim sind, die ich jedoch unnötig schmalzig, grossspurig oder mal aufgebauscht fand. 

Im Grossen und Ganzen liest sich die Erzählung gut und auch die zeitliche Übersicht am Schluss, die grössere Ereignisse mit Jahreszahlen chronologisch darstellt, ist positiv zu bewerten. Die Umsetzung des fiktiven Teils sowie die explizite (und ungefragte) Leserführung traf absolut nicht meinen Geschmack, weswegen ich leider etwas enttäuscht wurde.

2,5 / 5 Sterne