Rezension

Enttäuscht? Ganz gern gelesen? Begeistert?

Playground - Leben oder Sterben - Lars Kepler

Playground - Leben oder Sterben
von Lars Kepler

Was trifft für mich nach der Lektüre dieses Buches eigentlich zu? Letzteres sicher nicht, denn ich hatte ganz andere Erwartungen. Da ich schon einige Romane dieses Schreibduos kenne, war ich schon eher darauf eingestellt, etwas Ähnliches lesen zu können. Aber weit gefehlt und da mich das Buch auf seine ganz eigene Art gefesselt hat, ist auch das erste Attribut nicht zutreffend. Bleibe ich also bei „ganz gern gelesen“ und füge hinzu, auch mit großer Spannung gelesen.

Der Roman spielt auf zwei Ebenen, mit relativ kurzen Sequenzen in der realen Welt und sehr ausführlichen in einer fiktiven Welt. Und ob diese zweite Welt vielleicht doch real sein könnte, das werden wir nicht erfahren. Im Mittelpunkt steht Jasmin, die zu Beginn als Soldatin der schwedischen Armee im Kosovo kämpft und bei einem Einsatz schwere Verletzungen erleidet. Kurzzeitig ist sie klinisch tot, wird aber reanimiert. Diese kurze Zeitspanne erlebt Jasmin als eine Halluzination, die zeitlich eine ganz andere und viel weiterreichende Dimension darstellt als nur einige Minuten.
Jasmin redet immer wieder über dieses Erleben und wird damit als psychisch krank eingestuft. Sie wird behandelt und lernt in dieser Zeit, dass es besser ist, nicht auf ihren Erfahrungen zu beharren, wenn sie wieder in ein normales Leben zurückkehren  will. Jahre später, Jasmin ist aus der Armee ausgeschieden, hat inzwischen ein Kind, passiert das Gleiche wieder. Nach einem Autounfall, bei dem sie und auch ihr Sohn schwer verletzt werden, gerät sie wieder in diese fiktive Welt.
Sie weiß nun, dass sie sich die Erfahrungen nicht eingebildet hat und fasst nach ihrer „Rückkehr“ einen schwerwiegenden Entschluss. Um das Leben ihres Sohnes zu beschützen und zu retten, muss sie noch einmal in diese andere Welt zurückkehren.

Diese fiktive Welt des Nahtoderlebnis Wird sehr ausführlich beschrieben, vieles daran erinnert an das heutige China und das ist sicherlich kein Zufall. In diesem anderen Erleben geht es um nichts mehr als das nackte Überleben. Die Minuten hier, in denen sich entscheidet, ob ein Patient reanimiert werden kann, weiten sich dort zu einem komplexen Geschehen in einer zeitlichen Dimension, die nicht zu fassen, aber in jedem Fall sehr viel größer ist. Zwischen dem Stillstand des Herzens und dem endgültigen Tod, nach dem eine Rückkehr nicht mehr möglich ist, haben die Betroffenen in dieser anderen Welt viele Möglichkeiten der Einflussnahme. Nur wenn sie die richtigen Entscheidungen treffen und die zahlreichen Kampfsituationen bestehen, haben sie eine Chance. In diesem Geschehen, in den Kämpfen, geht es brutal und blutig zu, zartbesaitete Gemüter sollten das vorher wissen, aber die Spannung hat mich immer weiter gezogen bis zum Schluss.

Playground ist ein ganz anderes Buch von Lars Kepler als die Erwartungshaltung vermuten ließ, aber auch ein ganz anderes Buch hinsichtlich des Themas.
Ich kann mich nicht erinnern, über das Thema Nahtoderfahrung schon einmal in einem Roman in so ausführlich und detailliert geschilderten Erlebnissen gelesen zu haben.