Rezension

Enttäuschung pur

Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe) - Samantha Young

Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe)
von Samantha Young

Bewertet mit 2 Sternen

Unrealistisch, kein Knistern, Charaktere, mit denen ich nichts anfangen konnte - für mich war dieses Buch leider ein Ärgernis. Und wieder einmal kann ich den Hype und die Begeisterung nicht nachvollziehen...

Inhalt

Charley, eine 21-jährige Amerikanerin, ist zusammen mit ihrer Freundin Claudia für ein Auslandsjahr an der Uni in Edinburgh, Schottland. Dort trifft sie auf einer Party den Jungen wieder, der ihre erste große Liebe war und der ihr vor über vier Jahren das Herz gebrochen hat: Jake.

Doch Jake ist nicht allein auf der Party, sondern mit seiner Freundin Melissa. Charley würde am liebsten Jake aus dem Weg gehen, doch die Uni ist klein und Claudia schwärmt für Jakes besten Freund Beck, so dass die beiden sich zwangsläufig immer wieder sehen. Vielleicht können sie ja doch wieder Freunde werden und ihre Vergangenheit hinter sich lassen? Vielleicht kann Charley endlich wieder ihr Herz für einen anderen öffnen? Oder gibt es vielleicht doch noch eine Chance für sie und Jake?

Meine ausführlichere Meinung

Die Leseprobe war vielversprechend und ich hatte mir eine schöne, gefühlvolle Lektüre versprochen. Bekommen habe ich leider eher Kopfschmerzen bei dem, was ich gelesen habe.

Doch von Anfang an: Das Buch wechselt kapitelweise zwischen der Neuzeit - also Charley und Jake in Edinburgh - und der Vergangenheit - also wie Charley und Jake sich damals kennen und lieben gelernt hat. Das ist eigentlich eine nette Idee gewesen und man erfährt so stückchenweise mehr über die beiden. Leider führt das auch zu einigen Längen und das Buch zieht sich gerade zu Beginn ziemlich hin..

Man weiß zu Beginn nur, dass Jake Charleys große Liebe war und er ihr das Herz gebrochen hat. Warum? Das ist die Frage. Es dauert wirklich lange, bis es zu einer Antwort kommt und diese ist dann einfach nur .... eh. Unrealistisch bis zum geht nicht mehr. Obwohl, die Antwort selbst noch nicht mal, aber wie die Charaktere - insbesondere Jake - damit umgehen. Mehr dazu in einem Spoilerabschnitt am Ende dieser Rezension.

Die große Liebe, die besondere Beziehung zwischen Charley und Jake - ich habe davon nichts gespürt und nichts gesehen. Ich war eher genervt von dem ganzen Hin und Her, das für mich einfach zu viel war. In der einen Sekunde ist Charley ein heulendes Häufchen Elend, weil sie immer noch nicht über Jake hinweg ist und will ihm für immer aus dem Weg gehen, in der nächsten Sekunde wird sie (wieder) seine beste Freundin, verbringt fast ihre gesamte Freizeit mit ihm und will ihre gemeinsame Vergangenheit als Liebespaar hinter sich lassen, nur um dann am nächsten Tag wieder auf Teufel komm raus mit anderen zu flirten, um ihn eifersüchtig zu machen, oder ihn direkt selbst anzubaggern. Hallo? Die gute Charley scheint fast multiple Persönlichkeiten zu besitzen! Sie jammert recht viel und ist für mich einfach kein Charakter, zu dem ich irgendeine Art von Beziehung aufbauen oder Sympathie aufbringen kann.

Jake selbst kommt die meiste Zeit als Arschloch rüber. Entschuldigung für den Ausdruck, aber ist nun mal so. Natürlich sieht er supergut aus, aber was er so macht, sagt und tut, ist zumindest für mich eher abtörnend und am liebsten würde ich Charley schütteln und ihr sagen, dass sie sich einen anderen suchen soll. Wer auf bipolare Alphamännchen steht, wird Jack lieben, ich finde es jedoch bedenklich, wenn Frauen ihr Glück derart von einem Typen abhängig machen und ihm mehr oder weniger hörig sind.

Auch das obligatorische Liebesdreieck, das sich dann herauskristalliert hat, war für mich unnötig und ein weiterer Grund, warum ich Jake absolut nicht ab kann: angeblich liebt er Melissa, seine momentane Freundin, lügt diese aber an und führt sich so auf, als wäre Charley immer noch seine Freundin und er hätte Ansprüche auf sie. Nee, also das ist wirklich nichts für mich. 

Charley und Jake verletzen sich gegenseitig, immer und immer wieder, und die eigentliche Geschichte ist recht langweilig, da eigentlich nicht viel passiert. Und wie Charley und Jake als 16-jährige Jugendliche dargestellt werden ist auch einfach too much.

Für mich ist auch unklar, welchem Genre das Buch zuzuordnen ist. Für eine Liebesgeschichte fehlt mir das Knistern, was aber wohl auch daran liegt, dass ich mit den Charakteren nichts anfangen kann. Aber selbst dann sind es doch zu 80% Intrigen und unschöne Situationen, Drama etc. - eine Wohlfühlliebesgeschichte ist es definitiv nicht. Für einen Erotikroman, für den solche Charaktere wohl meiner Ansicht nach eher geeignet wären, ist einfach zu wenig Erotik drin. Für einen New-Adult-Roman fehlt mir eine Charakterentwicklung. Ich bin also ein wenig ratlos.

Das Ende ist dann auf einmal sehr rasch, beinahe überstürzt, und ebenfalls recht realitätsfern.

Positiv anzumerken sind für mich leider nur die Beschreibungen von Edinburgh und Schottland und der angenehm lesbare Schreibstil, der für meinen Geschmack zwar von zu vielen Wiederholungen und Gefühlsbeschreibungen geprägt ist, aber die Lektüre zumindest in dieser Hinsicht zu keinem Ärgernis macht. Ich war viel mehr interessiert an der Geschichte zwischen Claudia und Beck, die sicherlich im Nachfolgeband beschrieben wird, als an Jake und Charley. 

Fazit

Dieses Buch konnte mich leider nicht überzeugen. Ich konnte weder mit den Charakteren, deren Handlungen und deren Beziehungswirrwarr etwas anfangen und war froh, als ich endlich die letzte Seite erreicht habe. Romantik und Gefühle waren für mich Fehlanzeige, aber wie immer: es soll sich bitte jeder selbst eine Meinung bilden.

SPOILER

**ACHTUNG! Hier ein paar Details zu Dingen, die mir absolut missfallen haben, die aber einiges von der Geschichte vorweg nehmen. Weiterlesen auf eigene Gefahr!**

Okay, es ist tragisch, was damals auf der Party passiert ist und ich kann verstehen, dass Jake danach völlig durch den Wind war. Aber ich soll glauben, dass er die ganze Zeit nicht über Charley hinweg war, wenn er nicht ein einziges Mal den Versuch gestartet hat, sie zu kontaktieren? Vielmehr, ich soll glauben, dass er mehr oder weniger auf gut Glück nach Edinburgh zum Auslandssemester gegangen ist, weil er von Charleys Plänen wusste und gehofft hat, sie dort wiederzusehen? Selbst wenn ich diese LKW-große Pille schlucken würde, DANN soll ich auch noch glauben, dass er kurz vor dem "Ziel" sich nach all den Jahren doch eine feste Freundin angelacht hat, obwohl doch Charley der einzige Grund dafür war, dass er nach Edinburgh ist?!?!

Bitte. Nein. Das ist einfach zuviel des Guten.

Wie Jake mit Melissa umgegangen ist, war unter aller Sau. Und als er dann letztendlich die Eier hat und Schluss mit ihr macht, um es doch noch mal mit Charley zu versuchen, dann warten die beiden wochenlang darauf Sex miteinander zu haben, um Melissa nicht zu verletzen?! Gehts noch?

Sorry, aber die Geschichte ist sowas von hanebüchen. Ehrlich.